Berlin

HzV ist eine Randerscheinung

Bislang bekommt der Hausärzteverband bei der hausarztzentrierten Versorgung in der Hauptstadt kein Bein auf den Boden. Die KV schießt bei der Bereinigung quer, der vdek klagt.

Veröffentlicht:

BERLIN. Hausarztzentrierte Versorgung (HzV) gibt es in Berlin faktisch nur auf dem Papier. In der Umsetzung scheitern die bestehenden Verträge nach Paragraf 73b SGB V mit dem Hausärzteverband Berlin-Brandenburg BDA.

Die HzV in Berlin sei mit derzeit rund 150 teilnehmenden Hausärzten und rund 3500 eingeschrieben Versicherten bei den beiden Verträgen mit AOK Nordost und IKK Berlin und Brandenburg und mit den im vdek vertretenen Ersatzkassen Barmer GEK, DAK, KKH, HEK nicht flächendeckend etabliert, teilte der BDA auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" mit.

Der Verband führt das vor allem auf den Umgang der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin mit HzV-Ärzten im AOK/IKK-Vertrag zurück.

Die KV habe im ersten Quartal nach Beginn des Vertrages den teilnehmenden Hausärzten weit mehr von ihrer bisherigen KV-Vergütung abgezogen als die Ärzte über die HzV bekommen haben.

"Diesen rechtswidrigen Schritt hat die KV zwischenzeitlich korrigiert, aber der von ihr gewollte Abschreckungseffekt zeigte bei einer Vielzahl von Hausärzten seine Wirkung", so Verbandschef Dr. Wolfgang Kreischer.

Nach Kreischers Angaben liegt der HzV-Fallwert der Hausärzte mit rund 75 Euro über dem Fallwert der KV. Der Verbandschef kündigte eine erneute Informationsinitiative an, mit der er Hausärzte und Versicherte auf die Vorteile der HzV-Verträge hinweisen will.

"Vorsicht walten lassen"

Der Ersatzkassenverband vdek mahnt indes noch zur Zurückhaltung bei der Teilnahme an dem HzV-Vertrag. Der Kassenverband hat seinen Vertrag beklagt, weil er zu viele Unklarheiten enthalte und zu teuer sei, wie eine Sprecherin der "Ärzte Zeitung" sagte.

"Möglicherweise erkennen die Ärzte die Risiken und sind deshalb noch zurückhaltend", so die vdek-Sprecherin.

Die Klage ist nach vdek-Angaben in erster Instanz vor dem Sozialgericht Berlin anhängig.

"Solange die Klage läuft, ist es angebracht, Vorsicht walten zu lassen, weil die Gefahr besteht, dass Ärzte Rückzahlungen leisten müssen. Darunter kann auch das Vertrauensverhältnis von Arzt und Patient leiden", sagte die Sprecherin weiter.

Dennoch rechnet der Berliner Hausärzteverband mit einer Ausweitung der HzV in Berlin. Ab Oktober wird nach Kreischers Angaben der HzV-Vertrag mit der IKK classic versorgungs- und vergütungswirksam.

Mit der Techniker Krankenkasse komme 2015 eine weitere große Krankenkasse dazu. Damit werde eine Teilnahme von Hausärzten an den HzV-Verträgen aufgrund der größeren Zahl von einschreibfähigen Versicherten in der Praxis attraktiver. (ami)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Glosse zum Koalitionsvertrag

Die Duftmarke: Freie Arztwahl – eine Frage der Semantik

Verwunderung nicht nur beim Hausärzteverband

vdek zweifelt an der HzV – belegt seine Kritik aber nicht

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Fallbericht

Schäden an der Netzhaut nach dem Haarefärben

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Lesetipps
Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?