Drohende Unterversorgung
Im Nordosten fehlen immer mehr Ärzte auf dem Land
In Mecklenburg-Vorpommern fehlen immer mehr Ärztinnen und Ärzte in der ambulanten Versorgung. Vor allem in ländlichen Regionen sind zahlreiche Stellen unbesetzt.
Veröffentlicht:Schwerin. In Mecklenburg-Vorpommern sind nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KVMV) derzeit 70 Hausarztstellen nicht besetzt. Außerdem fehlten auch Gebietsärzte in der allgemeinen Grundversorgung, vor allem in der Augen- und HNO-Heilkunde sowie der Dermatologie.
„Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass sich diese Entwicklung noch weiter fortsetzen wird, weil vor allem in der fachärztlichen Grundversorgung zu wenig Ärzte eine Weiterbildung absolvieren, weil es insbesondere auch an stationären Weiterbildungsstellen fehlt“, sagt KVMV-Sprecherin Grit Büttner.
Aktuell arbeiteten in Mecklenburg-Vorpommern 3.312 Ärzte und Psychotherapeuten ambulant in der vertragsärztlichen Versorgung, die Verteilung sei aber regional sehr unterschiedlich.
Unterversorgung droht in 13 Regionen
In 13 Regionen des Bundeslandes kann es nach Einschätzung der KVMV in absehbarer Zeit zu einer Unterversorgung mit Hausärzten kommen, in
- Bergen auf Rügen,
- Demmin,
- Grimmen,
- Güstrow,
- Hagenow,
- Ludwigslust,
- Neubrandenburg,
- Neubrandenburg Umland,
- Parchim,
- Pasewalk,
- Ribnitz-Damgarten,
- Stralsund Umland und
- Waren.
Auch die Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern (ÄK M-V) blickt mit Sorge auf die Situation im Bundesland. Zahlreiche Ärzte würden in den kommenden zehn Jahren in den Ruhestand gehen, zugleich verließen viele junge, ausgebildete Mediziner das Land.
Die ambulante und stationäre Versorgung der Menschen in ländlichen Regionen sei eine Herausforderung in den nächsten Jahren. „Es werden mehr Ärzte das System der Niederlassung verlassen, als junge Kolleginnen und Kollegen diese Aufgabe übernehmen können“, sagt der Präsident der Ärztekammer, der Kardiologe Dr. Jens Placke.
„Altersbauch“ und Abwanderung
An der Statistik sehe man, dass in fast allen Fachgebieten mehr als 40 Prozent der Fachärzte älter als 54 Jahre sind. In Landkreisen ohne Nähe zu den Großstädten, also zum Beispiel Nordwestmecklenburg, Ludwigslust-Parchim, Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Rügen, liege der Prozentsatz noch höher. Insgesamt arbeiteten 626 Ärztinnen und Ärzte im Bundesland, die bereits 67 Jahre oder älter seien.
Mehr als die Hälfte der Ärzte in Weiterbildung absolvierten ihre Fortbildung in Rostock, Greifswald oder Schwerin, erklärt Placke. Sie seien generell vor allem bei den größeren Krankenhausstandorten zu finden.
„Das Bestreben aller Beteiligten muss es sein, diese jungen Mediziner im Land zu halten. Wir beobachten, dass ein Großteil der approbierten Ärzte nicht in MV bleibt, sondern in andere Bundesländer abwandert“, sagt der Kammer-Präsident. Daher sei es wichtig, Arbeitsbedingungen und Standortfaktoren so zu gestalten, dass die jungen Ärztinnen und Ärzte gern im Land blieben.
Darauf weist auch die KVMV hin. Man sei darauf angewiesen, dass im Land genügend Ärzte ausgebildet würden und auch hier blieben, sagt Sprecherin Grit Büttner. „Ohne ausreichende Ärztinnen und Ärzte mit abgeschlossener Facharztweiterbildung ist eine flächendeckende Versorgung nicht sicherzustellen.“
Die KVMV habe verschiedenste Fördermaßnahmen ergriffen, um die medizinische Versorgung zu sichern. Seit 2008 habe man mehr als 200 Ärztinnen und Ärzte mit Investitionskostenzuschüssen gefördert. (dpa/eb)