Immer mehr Jugendliche
Im Vollrausch auf die Piste
Bereits 15-Jährige sind im Schnitt knapp zwei Mal im Monat unter Alkoholeinfluss im Straßenverkehr unterwegs. Das zeigt eine Befragung der Bundesanstalt für Straßenwesen. Die schlägt jetzt Alarm - und fordert mehr Prävention.
Veröffentlicht:Um Jugendliche davon abzuhalten, alkoholisiert am Straßenverkehr teilzunehmen, bedarf es nach Ansicht der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) neuer Präventionskonzepte.
Wie die BASt in ihrem jüngst veröffentlichten Jahresbericht 2013/2014 schreibt, habe eine nicht repräsentative, aber dennoch aussagekräftige Befragung von 1913 Jugendlichen im Rahmen des Projektes "Binge-Drinking bei Kindern und Jugendlichen und die Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit" ergeben, dass 71 Prozent der Zwölf- bis 22-Jährigen schon mindestens einmal übermäßig alkoholisiert im öffentlichen Straßenraum unterwegs gewesen seien. Im Durchschnitt komme solch eine Rauschmobilität 2,4 mal im Monat vor.
Junge Männer deutlich risikofreudiger als Frauen
Deutliche Unterschiede konnten laut BASt zwischen den Geschlechtern nachgewiesen werden: Männliche Jugendliche nehmen demnach doppelt so häufig alkoholisiert am Straßenverkehr teil und erleben dabei dreimal häufiger gefährliche Verkehrssituationen und Verkehrsunfälle als weibliche Jugendliche.
Von den unter 18-Jährigen waren etwa 65 Prozent mindestens einmal im Monat übermäßig alkoholisiert unterwegs. Mit durchschnittlich 15 Jahren findet nach Angaben der Jugendlichen nicht nur der erste übermäßige Alkoholkonsum statt, sondern auch die ersten Situationen der Rauschmobilität. 15-Jährige sind im Monat laut Bericht bereits durchschnittlich 1,8-mal, 16-Jährige 2,7-mal und 17-Jährige 2,9-mal alkoholisiert unterwegs.
27 Prozent der Befragten - und damit mehr als jeder Vierte - gaben an, mindestens eine gefährliche Verkehrssituation unter Alkoholeinfluss erlebt zu haben. Rund fünf Prozent hatten schon einen Unfall unter Alkoholeinfluss.
Was die Rahmenbedingungen der gefährlichen Verkehrssituationen unter Alkohol anbelangt, so waren die Jugendlichen in mehr als 50 Prozent der Fälle bei Eintritt der Gefahrensituation alleine, wie es heißt. Ansonsten entstünden die problematischen Ereignisse in Gruppen von zwei bis sechs Personen.
Dies sehen die BASt-Experten zum einen als Resultat einer gewissen Gruppendynamik. Zum anderen habe die Anwesenheit einer Gruppe aber den Vorteil, dass unmittelbar Hilfe geleistet oder zumindest welche gerufen werden kann.
Im Hinblick auf die Art der Verkehrsteilnahme belegen die Befragungen, dass die alkoholisierten Kinder und Jugendlichen vorrangig als Radfahrer und Fußgänger verunglücken. Als Gefahrenorte werden dementsprechend Fußwege, Straßen und Radwege genannt. Weibliche Jugendliche nannten bereits an zweiter Stelle gefährliche Situationen bei der Mitfahrt in Autos - ein Ergebnis, das mit der amtlichen Verkehrsunfallstatistik übereinstimmt, wie die BASt betont.
Die Tatsache, dass alkoholbedingte Unfälle und Verletzungen von Kindern und Jugendlichen nur selten angezeigt oder medizinisch versorgt werden, hat - so das Ergebnis von Interviews, die im Rahmen der Studie geführt wurden - einerseits mit Verschleierungsbestrebungen der Akteure und deren sozialem Umfeld zu tun.
Entsprechende Ereignisse werden nicht nur als peinlich wahrgenommen, sondern es sollen auch weiterreichende Folgen vermieden werden.
Alkohol als Unfallursache wird verdrängt
Andererseits würden verunglückte Kinder und Jugendliche in der subjektiven Wahrnehmung - auch der Eltern - vorrangig als Unfallopfer wahrgenommen. Der Alkohol als Unfallursache werde eher verdrängt oder verschleiert.
Wie die Experten der BASt verdeutlichen, belegen die Befragungen der Kinder und Jugendlichen eindeutig eine verbreitete Rauschmobilität der Zielgruppe und eine dadurch bedingte Gefährdung von Kindern und Jugendlichen im Straßenverkehr.
Dabei habe sich ergeben, dass die Rauschmobilität weit früher beginne als bisher bekannt und sich die Zielgruppe somit schon in jungen Jahren Verhaltensweisen aneigne, die einen Teil der späteren Verkehrsgefährdung infolge Alkoholkonsums begründe.
Diese nach Ausssage der BASt-Experten in der Vergangenheit nicht beachteten Fragestellungen bedürften der weiteren wissenschaftlichen Absicherung mit dem Ziel, zielgruppenspezifische Präventionskonzepte zu erarbeiten.
Kassen werden auf diese Steilvorlage sicher gerne aufspringen - ergänzend zu ihren Kampagnen gegen das Komasaufen.