In Bayern brennt es beim Bereitschaftsdienst

Auch befreite Arztgruppen wie Mikrobiologen und Radiologen sowie eventuell Privatärzte sollen nach dem Willen der KVB in Bayern künftig Bereitschaftsdienst leisten, um Engpässe zu beseitigen.

Von Jürgen Stoschek Veröffentlicht:
Mit der neuen BDO soll auch klargestellt werden, wann Hausbesuche unter Wirtschaftlichkeitskriterien erfolgen sollen.

Mit der neuen BDO soll auch klargestellt werden, wann Hausbesuche unter Wirtschaftlichkeitskriterien erfolgen sollen.

© Arteria Photography

MÜNCHEN. Um den Bereitschaftsdienst in Bayern auch in Zukunft sicherstellen zu können, will die Kassenärztliche Vereinigung eventuell sogar Privatärzte verpflichten.

Derzeit laufen Verhandlungen mit der Bayerischen Landesärztekammer über die Einbindung von Privatärzten in die Bereitschaftsdienstordnung (BDO), berichtete KVB-Vorsitzender Dr. Wolfgang Krombholz am 24. März bei der Vertreterversammlung in München. Vom Ausgang der Gespräche hänge es ab, ob künftig auch Privatärzte verpflichtet werden sollen.

"Ärztemangel ist längst Realitiät"

Die Engpässe beim Bereitschaftsdienst, die eine Neuordnung notwendig machen, zeige, dass der Ärztemangel entgegen den Aussagen der Krankenkassen längst Realität ist, kommentierte der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes (BHÄV), Dr. Dieter Geis die Pläne. "Die Bereitschaftsdienstordnung ist eine Mangelverwaltung. Die Kassen müssen mit ins Boot", forderte Geis.

Jede zweite Woche schließe in Bayern eine Hausarztpraxis für immer, erklärte der Münchner Hausarzt Dr. Oliver Abbushi.

Selbst in Großstädten gebe es inzwischen nicht mehr genügend Hausärzte. "Wir stoßen an unsere Kapazitätsgrenzen, die Patienten werden zu Bittstellern", sagte Abbushi.

Regionen haben bereits Umstrukturierungen beschlossen

Um Probleme im Bereitschaftsdienst zu lösen, wurden in den vergangenen Monaten in den Regionen bereits eine Reihe von Umstrukturierungen beschlossen, berichtete Krombholz.

So wurden beispielsweise Dienstgruppen grenzüberschreitend zwischen der Oberpfalz und Oberfranken zusammengelegt.

Ähnliches sei im Raum Ulm/Neu-Ulm sogar grenzüberschreitend mit Baden-Württemberg eingeleitet. Andernorts würden Dienstgruppen aufgelöst und zusammengelegt.

Zu den Eckpunkten einer neuen Bereitschaftsdienstordnung gehört auch die Herabsetzung der Altersgrenze bei altersbedingter Befreiung, berichtete Krombholz. Aktuell befreite Arztgruppen wie Mikrobiologen oder Radiologen sollen künftig mit einer Übergangsregelung in den Bereitschaftsdienst einbezogen werden.

Geplant ist außerdem eine Übernahme von Diensten durch Klinikärzte insbesondere nachts.

Mit der neuen Bereitschaftsdienstordnung soll auch klargestellt werden, wann Hausbesuche unter Wirtschaftlichkeitskriterien erfolgen sollen, erläuterte der KVB-Vorsitzende Krombholz.

Mit den Krankenkassen wolle er die extrabudgetäre Finanzierung einer Umsatzgarantie verhandeln.

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Kommentare
Dr. Birgit Bauer 26.03.201213:12 Uhr

Alle approbierten Ärzte sollten sich an Bereitschaftsdiensten beteiligen.

Mir fallen da noch mehr Kollegen ein, die zu Bereitschaftsdiensten herangezogen werden könnten. Wie wäre es z.B. mit den Kollegen in den Gesundheitsämtern und den Kollegen im MDK.
Vorteil : es wäre eine kontinuierliche Fortbildung für Probleme der Alltagsversorgung von Pat.und würde den Kompetenzhorizont beträchtlich erweitern.
M.f.G. B.Bauer

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