Hohe Sterblichkeitsrate

Intensivmediziner fordern Debatte über künstliche Beatmung

In Deutschland werden Patienten viel häufiger künstlich beatmet als in anderen Ländern. Intensivmediziner stellen das in Frage. Sie warnen vor Übertherapie.

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Werden in Deutschland zu viele Menschen künstlich beatmet? Intensivmediziner fordern eine Debatte darüber.

Werden in Deutschland zu viele Menschen künstlich beatmet? Intensivmediziner fordern eine Debatte darüber.

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Nürnberg. Intensivmediziner fordern eine öffentliche Debatte über die Möglichkeiten und Grenzen der künstlichen Beatmung. Künstliche Beatmung sei grundsätzlich eine bewährte und hochwirksame klinische Therapie. Es müsse aber über die Sinnhaftigkeit und die Grenzen ihres Einsatzes bei Patientinnen und Patienten mit schwersten Grunderkrankungen und insgesamt schlechter Überlebensprognose nachgedacht werden, erklärte der Wissenschaftliche Arbeitskreis der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Donnerstag in Nürnberg.

Hintergrund ist eine kürzlich veröffentlichte Studie des Intensivmediziners Christian Karagiannidis, die eine hohe Sterblichkeitsrate bei beatmeten Patienten in deutschen Krankenhäusern aufzeigt. Karagiannidis hatte die Routinedaten der mehr als eine Millionen Patienten ab 18 Jahre ausgewertet, die zwischen 2019 und 2022 in 1.395 deutschen Krankenhäusern beatmet wurden. Insgesamt starben 43,3 Prozent von ihnen im Krankenhaus. Die internationalen Vergleichsraten liegen zwischen 28 und 31 Prozent. Es sei auffällig, dass vor allem hochaltrige Patienten sehr häufig auf den Intensivstationen beatmet würden, aber dennoch sterben. Damit stelle sich die Frage, ob die Medizin in Deutschland ethisch, medizinisch wie auch gesellschaftlich-ökonomisch das Richtige tue.

Künstliche Beatmung je nach Fall hinterfragen

Auch die Vertreter der Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin sprachen sich dafür aus, die künstliche Beatmung je nach Fall zu hinterfragen und eine an den Patientenwunsch und an die jeweilige individuelle Prognose angepasste Therapie zu ermöglichen. Hierbei müsse jederzeit auch die Möglichkeit bestehen, eine auf Lebenserhaltung ausgerichtete Therapie bei ausbleibendem Erfolg innerhalb weniger Tage in eine auf Leidensverminderung ausgerichtete palliative Therapie zu überführen, um Übertherapie zu vermeiden. Dieser Schritt dürfe allerdings nie allein aus Altersgründen erfolgen.

Der Sprecher des Wissenschaftlichen Arbeitskreises, Gernot Marx, sagte dazu, in Deutschland würden schwerstkranke Patienten häufiger beatmet als in anderen Staaten, wodurch viele von ihnen - trotz intensivmedizinischer Maßnahmen - sterben. „In anderen Ländern hingegen werden solche Patienten oft nicht beatmet, was dazu führt, dass sie an ihrer Grunderkrankung sterben.“ (KNA)

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