Aktionsplan Gesundheitskompetenz

Interkulturalität fördert digitale Gesundheitskompetenz unter Migranten

Menschen mit Migrationshintergrund nutzen bei der Recherche zu Gesundheitsfragen oft ausländische und deutsche Quellen gleichermaßen. Bei der digitalen Gesundheitskompetenz liegen sie deshalb vorne.

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Wie gesundheitskompetent ist Deutschland? Laut einem neuen Strategiepapier gibt es kaum Unterschiede zwischen Einheimischen und Eingewanderten.

Wie gesundheitskompetent ist Deutschland? Laut einem neuen Strategiepapier gibt es kaum Unterschiede zwischen Einheimischen und Eingewanderten.

© Bildagentur-online/Schoening/picture alliance

Berlin. Was die Gesundheitskompetenz angeht, gibt es kaum Unterschiede zwischen Einheimischen sowie Eingewanderten und ihren Nachkommen. Auch bei der digitalen Gesundheitskompetenz sind die Unterschiede gering. Sie ist unter Migranten tendenziell etwas höher als in der Gesamtbevölkerung, liegt aber wie die allgemeine Gesundheitskompetenz auch allerdings auf niedrigem Niveau.

Darauf verweist das am Freitag publizierte achte Strategiepapier zu den Empfehlungen des Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz. Der Anteil von Menschen mit exzellenter digitaler Gesundheitskompetenz beträgt unter Menschen ohne Migrationshintergrund 12,6 Prozent, bei Menschen mit Migrationshintergrund 15,5 Prozent. Bei der ausreichenden Gesundheitskompetenz gleicht sich das Niveau allerdings fast an. Das haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Bielefeld und der Hertie School in Berlin im vergangenen Jahr publiziert.

Jetzt haben sie nachgelegt und mit dem Strategiepapier Empfehlungen zur Förderung der Gesundheitskompetenz in migrantischen Lebenswelten vorgelegt. Der Schwerpunkt des Papiers liegt auf der digitalen Gesundheitskompetenz unter nach Deutschland eingewanderten Menschen und ihren Nachkommen. Untersucht wurden Migranten aus der Türkei und aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion.

Infos in der Muttersprache werden oft vorgezogen

Bei der Verbreitung von Gesundheitsinformationen in diesen Gruppen seien die Präferenzen und Verhaltensweisen der anvisierten Zielgruppen zu berücksichtigen, heißt es in dem Papier. Menschen mit Migrationshintergrund informierten sich nicht nur auf etablierten Internetseiten, sondern nutzten auch über soziale Medien, Chatgruppen und Videoplattformen verbreitete und diskutierte Informationen – auch aus den Herkunftsländern der Eltern.

Diese hätten für sie hohe Bedeutung. Große Anteile aus den untersuchten Gruppen bevorzugten Gesundheitsinformationen in ihrer Muttersprache. Die Informationen, Deutungsmuster und Erklärungen sowie die daraus abgeleiteten Empfehlungen aus den Herkunftsländern könnten sich von denen in deutscher Sprache unterscheiden, miteinander konkurrieren der sich sogar widersprechen.

Wandern zwischen den Welten ist nützlich

Das Wandern zwischen den Welten dürfte nach Einschätzung der Forscherinnen und Forscher dazu beitragen, dass die digitale Gesundheitskompetenz bei Menschen mit Migrationshintergrund besser ausfalle als in der Bevölkerung ohne.

Um hochwertige Gesundheitsinformationen bedarfsgerecht zu verbreiten, sei es daher erforderlich, die in den Lebenswelten etablierten digitalen Kanäle und das in sie gesetzte Vertrauen zu nutzen. Gleichzeitig dürfe die Multiplikatorenrolle von Vereinen, Glaubensgemeinschaften, Selbsthilfegruppen, Schulen und Stadtteilzentren nicht aus den Augen verloren werden.

Migrationshintergrund hilft bei Kompetenzvermittlung

Digitale Quellen stehen in den Zielgruppen ausweislich der Erkenntnisse der Forscher auf Platz zwei. Die persönliche Information durch Ärzte sowie Angehörige weiterer Gesundheitsberufe sowie Familienangehörige und Freunde gelten als mindestens ebenso wichtig. Analoge Informationen seien gleichwohl auch in den untersuchten Lebenswelten weiter wichtig.

Denn auch dort seien die digitalen Fähigkeiten unterschiedlich verteilt. Ältere Menschen und solche mit niedrigem Bildungsniveau ließen sich über analoge Medien an digitale Medien heranführen. Broschüren könnten zudem aufklären, wie im Netz zwischen qualitätsgesicherten und fragwürdigen Informationen unterschieden werden könne.

Um Interventionen zur Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz in migrantischen Gemeinschaften gelingen zu lassen, müssten vor allem Menschen aus diesen Gemeinschaften schon in die Konzipierung einbezogen werden. Wichtig sei dabei die Rolle von Gesundheitsfachpersonen mit Migrationshintergrund. (af)

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