Pädiater warnen
Jeder vierte Jugendliche ist chronisch krank
Neue Zahlen aus Pädiaterpraxen lassen vermuten, dass mehr Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren chronisch krank sind als angenommen.
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Nicht alle Jugendlichen haben gut lachen: Jeder vierte ist chronisch krank, warnen Pädiater.
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DÜSSELDORF. Diese Daten lassen aufhorchen: Bei 25 Prozent aller Jugendlichen im Alter zwischen zehn und 18 Jahren wird in den Praxen der Kinder- und Jugendärzte eine chronische Grunderkrankung diagnostiziert.
Damit scheint der medizinische Versorgungsbedarf bei Adoleszenten weit höher zu sein als bisher vermutet.
Diese Ergebnisse sind bei Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) in Düsseldorf von der Berliner Pädiaterin Dr. Elke Jäger-Roman vorgestellt worden.
Die nun ausgewerteten Daten stammen aus einer Vollerhebung aus 29 Pädiaterpraxen in Deutschland, in die von April 2010 bis März 2011 insgesamt 54.134 Patienten bis zum Alter von 18 Jahren einbezogen worden sind.
KIGGS hat andere Daten
Der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KIGGS) des Robert-Koch-Instituts, der als anerkannte Messlatte für den Status der Kinder- und Jugendgesundheit in Deutschland gilt, weist dagegen wesentlich niedrigere Werte aus.
Den KIGGS-Daten zufolge haben lediglich 14 Prozent aller Kinder und 16 Prozent der Jugendlichen im Alter von 10 bis 18 Jahren einen speziellen Versorgungsbedarf.
Dabei werden Diagnosen zumeist eher zufällig gestellt, da zwischen dem 6. und 18. Lebensjahr in der Regelversorgung keine Früherkennungsuntersuchung stattfindet.
Die Jugendgesundheitsberatung im Alter von 13 Jahren gilt nicht als Vorsorge im klassischen Sinne und wird zudem auch nur von einem Drittel aller Jugendlichen wahrgenommen.
Nach Darstellung von Jäger-Roman kommen Jugendliche oft dann in die Praxen, wenn sie mit starken Schmerzen, mit manifestem Husten oder mit starken Hautreizungen zu kämpfen haben. Erst dann sei es für Pädiater möglich, chronische Grunderkrankungen wie Migräne, Asthma oder Allergien zu diagnostizieren.
Neue Morbiditäten bei Sechs- bis Zehnjährigen
Husten, Schmerzen, Fieber, Hautprobleme, Durchfall und Erkrankungsbilder aus den neuen Morbiditäten - das sind in dieser Reihenfolge die sechs häufigsten Anlässe, warum Kinder und Jugendliche in Praxen der pädiatrischen Grundversorgung vorgestellt werden.
Besondere Sorge bereiten den Ärzten die neuen Morbiditäten gerade bei Sechs- bis Zehnjährigen, zu denen Schulleistungsstörungen, psychosomatische Beschwerden und Verhaltensauffälligkeiten zählen.
Der Zeitbedarf zur Behandlung dieser Kinder nehme die meiste Zeit in Anspruch, obwohl je nach Alter nur sechs bis zehn Prozent aller Kinder betroffen sind.