Kommentar – Organspende
Jens Spahn ist am Zug
Doppelte Widerspruchslösung statt Entscheidungslösung? Die am Wochenende aufgeflammte Diskussion über eine Reform des Transplantationsgesetzes deutet an, dass vor der Vorlage des Entwurfs von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) heftig hinter den Kulissen gerungen wird.
Die Ärzte haben sich auf dem jüngsten Ärztetag in Erfurt pro Widerspruchslösung geoutet. Die Widerstände dagegen sind in Deutschland aber traditionell stark.
Insofern könnte die Idee des CSU-Bundestagsabgeordneten Georg Nüßlein mit der doppelten Widerspruchslösung den Weg bahnen. Der Gedanke: Wenn auch Hinterbliebene widersprechen dürfen, wäre wenigstens noch eine Hürde gegen Missbrauch eingebaut, falls die ökonomischen Anreize für Krankenhäuser, Organentnahmen vorzunehmen, verstärkt werden sollten.
Noch ist es allerdings lange nicht so weit – überwiegend sind die Abläufe in Krankenhäusern eher kontraproduktiv, wenn es um die Organtransplantation geht. Das ist in den vergangenen Wochen nochmals deutlich geworden. Klar ist daher, dass eine Abkehr von der Entscheidungslösung allein noch keine zusätzlichen Organe bringt.
Nur wer auch in den Kliniken die organisatorischen Voraussetzungen schafft, wird langfristig die Wartelisten auf Spenderorgane verkürzen können. Auch hier ist Jens Spahn am Zug.
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