Saarland
Jesinghaus lässt Präsidentschaftskandidatur offen
Der Chef des Facharztforums will erst später entscheiden, ob er gegen Kammerpräsident Mischo antritt. Die Wahlbeteiligung war erschreckend niedrig.
Veröffentlicht:SAARBRÜCKEN. Nach der Kammerwahl im Saarland ist weiter unklar, ob der bisherige Präsident Dr. Josef Mischo bei der Vorstandswahl einen Herausforderer bekommt. Der Chef des Facharztforums, Dr. Dirk Jesinghaus, hält sich eine Kandidatur nach wie vor offen.
"Für eine Entscheidung ist es noch viel zu früh", sagte Jesinghaus der "Ärzte Zeitung" unmittelbar nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses in Saarbrücken.
Man setze sich jetzt erst einmal zusammen und berate über das weitere Vorgehen. Jesinghaus hatte bei der Präsidentenwahl 2010 in einer Kampfabstimmung gegen Mischo verloren.
Mischo hatte 2010 die jahrzehntelange Dominanz der Fachärzte an der Saar gebrochen und war als erster "Kliniker" an die Spitze der Kammer gewählt worden.
Der Krankenhaus-Chefarzt bekräftigte nach der Kammerwahl, dass er bei der konstituierenden Sitzung der neuen Vertreterversammlung am 25. Juni erneut für das Spitzenamt kandidieren will.
"Das Wahlergebnis spielt die derzeitige Situation wieder und die Atmosphäre in der Ärzteschaft ist sehr gut", betonte der 60-Jährige.
Niedrigste Wahlbeteiligung seit 30 Jahren
Für große Enttäuschung bei allen Listen hat die historisch niedrige Wahlbeteiligung gesorgt. Sie sank im Vergleich zum letzten Mal um fast zehn Prozentpunkte auf nur noch 46,4 Prozent. Das war die niedrigste Beteiligung seit mehr als 30 Jahren. "Wir werden jetzt nach den Ursachen suchen", versprach Mischo.
Für den Sprecher der "Freien Ärzte", Dr. Thomas Kajdi, fehlten dieses Mal die kontroversen Themen. "Wir hatten vor fünf Jahren den Protest gegen den damals geplanten Ärztehaus-Neubau organisiert und konnten viele Kollegen mobilisieren", so Kajdi. So ein Thema habe dieses Mal gefehlt.
Facharztforum-Chef Jesinghaus hält die geringe Wahlbeteiligung aber nicht für ein Anzeichen des Desinteresses in der Ärzteschaft. Er kritisierte, dass die Ärzte dieses Mal nur eine Woche Zeit hatten, ihre Stimme abzugeben und sprach von einem "administrativen Fehler". "Ich hätte den Kollegen drei Wochen Zeit gegeben", so Jesinghaus.
Kammer-Präsident Mischo zeigte sich offen für eine Verlängerung der Wahlphase, äußerte aber auch Zweifel. "Wenn die Kollegen drei oder vier Wochen Zeit haben, legen sie die Unterlagen vielleicht erst mal weg und vergessen dann die Kammerwahl", meinte Mischo.
Nach dem Saarländischen Heilberufekammergesetz soll der Frauenanteil entsprechend der Mitgliederstruktur bei 40 Prozent liegen. Diese Soll-Bestimmung wird auch dieses Mal nicht erfüllt. Der Frauenanteil in der neuen VV sinkt sogar leicht auf 26,7 Prozent.
Ohne Marburger Bund und Hausärzte wäre der Anteil sogar noch deutlich niedriger. Allein diese beiden Listen stellen zusammen neun der 16 Ärztinnen im neuen Kammerparlament. (kin)