Nein zu Unionsplänen

KBV lehnt direkten Zugang zur Physiotherapie ab

Der Arzt sollte weiterhin derjenige sein, der über die Behandlung von Kassen-Patienten entscheidet und diese koordiniert. Ein direkter Zugang zu Physiotherapeuten, Logopäden und Co., wie es Unionspläne vorsehen, stößt bei der KBV auf Ablehnung.

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Die Physiotherapie auf Kassen-Kosten soll es weiterhin nur auf Rezept geben, finden Ärzte.

Die Physiotherapie auf Kassen-Kosten soll es weiterhin nur auf Rezept geben, finden Ärzte.

© Photographee.eu / fotolia.com

BERLIN. Als "nicht zielführend" hat KBV-Vorstand Regina Feldmann die Pläne von Unionsabgeordneten bezeichnet, einen Direktzugang von Patienten zu Physiotherapeuten und Logopäden zu ermöglichen.

"Nur der Arzt kennt die komplette Krankheitsgeschichte seiner Patienten. Gerade die Diagnose und Indikationsstellung müssen in ärztlicher Hand bleiben", betonte Feldmann am Mittwoch in Berlin.

Auf ungeklärte Fragen der Haftung für Folgen einer Behandlung machte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen aufmerksam. Nicht klar sei auch, wer die Budgetverantwortung dafür trage.

Die KBV reagiert damit auf ein Positionspapier der AG Gesundheit in der Unionsfraktion. Darin verweisen die Abgeordneten auf ihrer Ansicht nach deutliche Einsparpotenziale in der Diagnose-, Therapie- und Ergebnisverantwortung qualifizierter Therapeuten.

Mehrfachuntersuchungen, stationäre Aufnahmen und Krankheitstage könnten so verringert werden. Bereits 2016 will die Koalition demnach in Verhandlungen zur Umsetzung der Blankoverordnung einsteigen. Dabei stellt der Arzt die Diagnose, der Therapeut entscheidet über Art, Zahl und Frequenz der Therapie.

Ärzte sollten Behandlung koordinieren

Nach Ansicht der KBV-Vorstände sollten die Ärzte die Zügel in den Händen behalten. Sie hätten eine "unverzichtbare Koordinierungsrolle". Entfalle sie durch einen unsteuerbaren Direktzugang zu Therapeuten, bleibe die Frage offen, wer die Gesamtverantwortung trage.

Um Patientensteuerung geht es auch bei der Vermeidung unnötiger Röntgenaufnahmen. Die TK hatte von knapp 50.000 überflüssigen Aufnahmen bei Patienten mit Rückenleiden gesprochen. Patienten gingen häufig zu mehreren Ärzten, ohne mitzuteilen, dass es bereits Röntgenaufnahmen gebe, sagte dazu Andreas Gassen.

Er regte an, unterschiedliche Versicherungstarife mit entweder freier Arztwahl oder zentraler Koordination zur Verhinderung von Mehrfachaufnahmen zuzulassen.

Schon heute verhindere die Deckelung bei der Vergütung von Röntgenaufnahmen, dass radiologische Leistungen ausufernd erbracht würden, sagte Gassen.

Blankorezept-Modell als Lösung?

Den Überlegungen in der Unionsfraktion erteilte auch der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Theodor Windhorst, eine Absage. Er warnte vor „verdeckter Substitution“. Durch einen direkten Patienten-Zugang zu Heilmittelerbringer könnten die Verordnungsmengen rapide steigen.

Indirekt schloss Windhorst ein Blankorezept-Modell nicht aus. Wenn Therapeuten darüber entschieden, was gut für einen Patienten sei, könne dies zielführend sein. Die Diagnose bleibe jedoch eine urärztliche Tätigkeit.

Der Vorschlag der Union stößt indes bei Lesern der "Ärzte Zeitung" auf großen Zuspruch. Bei der aktuell laufenden Online-Umfrage zu diesem Thema sprechen sich 51 Prozent der bislang rund 3700 Teilnehmer dafür aus, dass jeder Patient die Möglichkeit erhalten sollte, auch ohne Rezept eine Physiotherapie auf Kassen-Kosten zu erhalten. (Hier geht's zum Voting) (af/ths)

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