Brandenburg
KV-Chef beklagt fehlende Hilfe vom Land in Corona-Krise
Millionen für die Krankenhäuser, „null Euro“ für die Niedergelassenen: KV-Vorsitzender Noack wünscht sich auch in Brandenburg einen Schutzschirm für Arztpraxen.
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Wirklich schon Schluss mit COVID-19 wie dieses Schild im brandenburgischen Gersdorf verheißt? Zumindest die erste Welle sieht die Kassenärztliche Vereinigung gut überstanden.
© Patrick Pleul/dpa
Potsdam/Cottbus. Das Land Brandenburg hat die erste Welle der Corona-Pandemie „gut überstanden“. Das sagte der Vorsitzende der KV Brandenburg, der Cottbuser Chirurg Dr. Peter Noack, im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“. Derzeit gebe es im Land nur noch etwa 100 aktiv Erkrankte. Die Neuinfektionen lägen im einstelligen Bereich, täglich kämen zwischen einem und sechs Corona-Patienten hinzu.
Während es anfänglich auch in Brandenburg große Probleme mit der Beschaffung persönlicher Schutzausrüstung gab, erklärte Noack nun: „Generell ist das Problem mit der Schutzausrüstung für uns gelöst.“ Die KVBB habe sich intensiv darum bemüht, dass ihre Mitgliedspraxen gut versorgt seien. „Derzeit verhandeln wir mit den Krankenkassen, um sicherzustellen, dass man persönliche Schutzausrüstung auch über eine Sprechstundenbedarfsvereinbarung beziehen und abrechnen kann, wenn es zu einer zweiten Welle des Coronavirus kommen sollte.“
Hinreichend Schutzausrüstung
Während der ersten Welle habe jede Praxis von der KVBB mehrere Lieferungen mit Material erhalten. „Wir haben eine gute Grundausstattung bei denen geschaffen, die an vorderster Front gegen COVID-19 kämpfen: Die Allgemeinmediziner, die HNO-Ärzte, die Gynäkologen, die Augenärzte, bei denen es einen engen Patientenkontakt gibt“, sagte Noack. Die ganze übrige Ärzteschaft habe man insgesamt viermal beliefert. Damit habe man einen guten Grundstock geschaffen.
„Natürlich kann es in Einzelfällen immer knapp werden, da können die Praxen aber von uns Material beziehen“, sagte der Vorstandschef. Dafür baue die KVBB aktuell ein Bestellsystem auf.
50 Prozent weniger Patienten
Noack sprach sich zudem für die Schaffung eines Schutzschirms auch für Arztpraxen aus. „Aus meiner eigenen Sicht als Chirurg kann ich sagen, dass ich zu Hochzeiten der Pandemie über 50 Prozent weniger Patienten am Tag hatte“, sagte Noack. Als Durchgangsarzt habe er während der Pandemie so gut wie keine Arbeitsunfälle oder Schulunfälle behandeln müssen. „Insgesamt müssen wir sagen, dass die Praxen Rückgänge bei den Patienten hatten, die im Durchschnitt zwischen zehn und zwanzig Prozent für das 1. Quartal 2020 lagen.“ Im zweiten Quartal seien noch deutlichere Verluste zu erwarten.
Eine akute finanzielle Bedrohung werde es allerdings nicht geben: Die KVBB wolle „die Abschlagszahlungen an die Praxen zunächst in gleicher Höhe weiterlaufen lassen.“ Derzeit verhandele man mit den Krankenkassen über einen Schutzschirm: Wenn 50 Prozent der Patienten nicht mehr kommen, hat man einen deutlichen Umsatzrückgang. Die KVBB wolle erreichen, dass wir mindestens 90 Prozent des jeweiligen Vorjahresquartals ausgeglichen bekommen. „Und wir gehen davon aus, dass man da noch höher gehen kann.“
Praxen nicht im Blick gehabt
Noack bedauerte, dass das Land Brandenburg den ambulanten Bereich nicht stärker unterstützt habe. „In der Zeitung liest man, dass Krankenhäuser mit Millionenbeträgen abgefedert werden“, sagte Noack. „Wir niedergelassenen Ärzte haben vom Land null Euro erhalten.“
Die Praxen habe das Land nicht im Blick gehabt, obwohl sechs von sieben Corona-Patienten ambulant behandelt würden. „Da hätte man sich für die Testungen und die Ausstattung entsprechender Abklärungsstellen schon etwas einfallen lassen können“, so der KV-Vorsitzende.