Koalitionsverhandlungen
KV Niedersachsen will die Landarztquote
Die KV sowie der Städte- und Gemeindebund drängen CDU und SPD, eine Landarztquote und mehr Medizinstudienplätze auf die Agenda der künftigen Koalition zu setzen. Auch mehr Fördergeld sei nötig.
Veröffentlicht:HANNOVER. Die KV Niedersachsen (KVN) und der Städte- und Gemeindebund Niedersachsen (NSGB) machen in einem gemeinsamen Forderungspapier Druck auf die künftige Landesregierung. Beide Organisationen drängen auf die Landarztquote und mehr Studienplätze für angehende Mediziner. Nach der Wahl vor drei Wochen und den ersten Fachgruppen-Gesprächen verhandeln heute SPD und die CDU direkt um die Inhalte einer großen Koalition.
Die Lösung der drängenden Problematik des Ärztemangels im ländlichen Raum gehöre auf den Maßnahmenplan der neuen Landesregierung, erklärten der Präsident des NSGB, Dr. Marco Trips, und der Vorstandsvorsitzende der KV Niedersachsen, Mark Barjenbruch. Beide forderten von den Koalitionären ein ganzes Bündel von Maßnahmen.
200 neue Medizinstudienplätze
Es seien kurzfristig 200 neue Studienplätze an den drei medizinischen Fakultäten in Hannover, Göttingen und Oldenburg einzurichten. "Niedersachsen befindet sich mit anderen Ländern im Wettbewerb um junge Ärztinnen und Ärzte", so Trips. Derzeit bietet Niedersachsen rund 600 Plätze. Junge Mediziner streben immer mehr in die Teilzeitbeschäftigung. "Daher werden künftig mehr Personen dieselbe medizinische Versorgung leisten müssen. Studien berechnen hier einen Personalmehrbedarf von 30 Prozent", sagte Barjenbruch.
Trips und Barjenbruch forderten zudem mehr Steuergeld, um mehr Ärztinnen und Ärzte aufs Land zu locken. "Förderprogramme sind als weitere Bausteine unverzichtbar, um Ärztinnen und Ärzte gezielt zu einer Niederlassung im ländlichen Raum zu bewegen", hieß es. Schließlich setzen die beiden auf die Landarztquote. Sie wurde im Masterplan Medizinstudium 2020 vereinbart. Danach können die Länder bis zu zehn Prozent der Medizinstudienplätze vorab an Bewerber vergeben, die sich verpflichten, nach Studium und Weiterbildung zum Allgemeinmediziner für bis zu zehn Jahre aufs Land zu gehen. "Eine Landarztquote macht nur Sinn, wenn zusätzliche Studienplätze eingerichtet werden", betonten Barjenbruch und Trips.
Ungeliebte Groko als einzige Option
Derzeit verhandeln SPD und CDU in Hannover um eine gemeinsame Linie in der Landesregierung. Bei der Wahl vor drei Wochen ging die SPD als stärkste Kraft hervor. Doch für eine Fortführung der rot-grünen Koalition reicht es nicht. Für eine Ampel-Koalition steht die FDP nicht zur Verfügung. Was bleibt, ist die große Koalition. Thematisch liegen die beiden Parteien etwa bei der Krankenhauspolitik nicht weit auseinander. Auch beim Breitbandausbau auf dem Land nicht. Allerdings ist die Rivalität beider Parteien in Niedersachsen enorm und hat in den zurückliegenden Jahren die Atmosphäre im Parlament beschädigt.