Sachsen-Anhalt
KV finanziert Medizinstudium
Im Kampf gegen Hausärztemangel will die KV Sachsen-Anhalt vier Studienplätze für geeignete Bewerber an der Uni Witten/Herdecke finanzieren.
MAGDEBURG. Ab dem Sommersemester 2016 finanziert die KV Sachsen-Anhalt (KVSA) pro Jahr vier Studienplätze an der Universität Witten/Herdecke.
Eine entsprechende Vereinbarung mit der Universität sieht vor, dass jeweils zwei Studienplätze pro Semester Bewerbern vorbehalten bleiben, die sich schon vor dem Studium verpflichten, Allgemeinmediziner zu werden und nach der Weiterbildung für mindestens fünf Jahre in Sachsen-Anhalt zu praktizieren.
Gelder für die Finanzierung kommen aus einem Strukturfonds, in den die KV Sachsen-Anhalt und gesetzliche Krankenkassen seit 2013 jährlich rund 1,4 Millionen Euro (paritätisch je 0,1 Prozent der Gesamtvergütung) einzahlen.
"Wir wissen", so KVSA-Chef Dr. Burkhard John, "dass wir damit einen Mangel an Landärzten nicht verhindern können, wir wollen ihn aber zumindest lindern und der Politik mit unserem Modell gleichzeitig ein Signal geben."
Wenn es möglich sei, der Bundeswehr ein spezielles Kontingent an Studienplätzen zur Verfügung zu stellen, warum solle sich das nicht auch für angehende Mediziner praktizieren lassen?
Spezielles Auswahlverfahren
Anfängliche Bemühungen des KV-Vorstandes, Studienplätze an einer der beiden Landesuniversitäten zu finanzieren, scheiterten aufgrund der Gesetzeslage.
"Wenn wir die medizinische Versorgung der Landbevölkerung auch künftig sichern wollen, müssen wir neue Wege gehen", sagt der KVSA-Chef. Deshalb seien beim Auswahlverfahren der Interessenten nicht allein die Schulnoten ausschlaggebend.
"Wir suchen Bewerber, die besonders motiviert und geeignet sind, Hausärzte zu werden." Zum speziellen Auswahlverfahren bei der KV gehören auch Fähigkeits- und Persönlichkeitstests.
"Nach den Auswahlgesprächen erteilen wir zehn Zusagen, die zur Bewerbung an der Uni Witten/Herdecke berechtigen." Die Vereinbarung gilt zunächst für drei Jahre.
In Sachsen-Anhalt sind bereits heute knapp 150 Hausarztstellen nicht besetzt. Zwar zeichne sich, so John, dank der vielfältigen Förderungen für angehende Hausärzte, die in den vorangegangenen Jahren auf den Weg gebracht worden sind, eine "gewisse Stabilität auf niedrigem Niveau ab.
Dennoch, so die Prognose des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung, werden dem Land in zehn Jahren mehr als 800 Allgemeinmediziner fehlen.
Weitere Förderprogramme
Für angehende Hausärzte in Sachsen-Anhalt gibt es weitere Förderungsprogramm der KV:
- Ein Allgemeines Stipendienprogramm für alle Studierenden an einer deutschen Universität ab dem 3. Studienjahr (200 bis 700 Euro pro Monat)
- Ein Stipendienprogramm für die Klasse Allgemeinmedizin an der Uni Halle (800 Euro pro Monat für die gesamte Regelstudienzeit). Finanziell gefördert werden darüber hinaus: Famulatur (200 Euro), Blockpraktikum außerhalb von Magdeburg und Halle (150 bis 250 Euro), ein anteiliges Praktisches Jahr (597 Euro pro Monat). (zie)
- Darüber hinaus können Famulaturplätze über die Famulaturbörse der KVSA online gebucht werden www.famulaturboerse.kvsa.de
Anmeldungen für das Sommersemester 2016 in Witten/Herdecke sind noch bis zum 24. April 2015 bei der KVSA möglich. Voraussetzungen: Abitur sowie ein dreimonatiges Praktikum in einer Arztpraxis.