Pharma-Dialog

Kassen wollen Geld dem Nutzen folgen lassen

Der Pharma-Dialog spielt sich hinter geschlossenen Türen ab. Der GKV-Spitzenverband hat angedeutet, worüber dabei gesprochen werden könnte.

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BERLIN. Beim zwischen der Regierung und den Arzneimittelherstellern vereinbarten Pharma-Dialog haben die Vertreter beider Seiten am Mittwochnachmittag die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Arzneimittelerstattung verhandelt. Ergebnisse sind nicht bekannt. Beide Seiten haben strikte Vertraulichkeit vereinbart.

Dass die Hersteller nach dem Markteintritt in Deutschland für die ersten zwölf Monate ihre Preise frei bilden können, sieht man beim GKV-Spitzenverband sehr skeptisch. Im Umfeld des Pharma-Dialogs hieß es dort, man werde bei Gelegenheit Änderungen am Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) vorschlagen.

Ein Kernanliegen der Kassen könnte die Arbeit niedergelassener Ärzte unmittelbar berühren. Der Verband strebt eine für ihn vermeintlich günstigere Praxis der Preisbildung in den Fällen an, in denen der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) den Zusatznutzen eines neuen Medikaments für Untergruppen der in Frage kommenden Patientenpopulation unterschiedlich bewertet. Bislang wird ein einheitlicher Mischpreis gebildet. Der GKV-Verband strebt nun differenzierte subgruppenspezifische Preise an.

Der Arzt wäre in dem nach Angaben der Kassenseite noch nicht ausgereiften Plan dann der Akteur, der die Zugehörigkeit zu einer Subgruppe auf der elektronischen Gesundheitskarte dokumentieren sollte.

GKV: Mischpreise immer falsch

So wollen die Kassen sicherstellen, dass sie höhere Preise nur für Zusatznutzen bezahlen und nicht festgestellten Zusatznutzern auch nicht über Mischpreise subventionieren.

Das soll nach Kassenangaben nicht ausschließen, dass Ärzte auch Patienten, die nach der GBA-Bewertung nicht von einem neuen Präparat zusätzlich profitieren, dieses Medikament verordnen können. Es solle dann aber nicht teurer sein als die zur Bewertung herangezogene Vergleichstherapie.

Mischpreise seien immer falsch, begründeten GKV-Kreise ihre Vorschläge. Eine komplette Entmischung der Preise, also eigene Preise für jede Nutzenkategorie hält man auch im GKV-Verband für sehr unwahrscheinlich.

Die gesetzlichen Krankenversicherer wollen aber die Patientengruppen aus den Mischpreisen ausnehmen, für die der GBA keinen Zusatznutzen feststellen kann. Eine Möglichkeit sei, dass Hersteller die Zulassung für diese Gruppen zurückziehe.

Den Kassen ist dabei sehr wohl bewusst, dass die Präparate eine europäische Zulassung haben und die Nutzenbewertung in Europa nicht einheitlich ausfallen muss.

Dennoch hält der GKV-Spitzenverband vor allem bei hochpreisigen Medikamenten wie zum Beispiel dem Hepatitis C-Blockbuster "Sovaldi" an dem Gedankenspiel fest, eine Erstattung zum ausgehandelten Preis nur für Patienten vorzusehen, für die ein hinreichender Nutzen festgestellt ist.

Ferner fordertl der Kassenverband, dass der nach Ablauf von zwölf Monaten verhandelte Erstattungspreis schon ab dem siebten Monat nach Markteintritt rückwirkend gelten solle. Das würde Margen für Arzneien ohne Zusatznutzen beschneiden. (af)

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