Deutsche Krebsgesellschaft

Kein Vorzug krebskranker Privatpatienten

Wichtig für Krebspatienten sei die Behandlung in zertifizierten Zentren – nicht die Art der Versicherung, meint die DKG.

Veröffentlicht:

KÖLN. Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) weist die Aussage des SPD-Politikers Professor Karl Lauterbach zurück, Privatpatienten würden bei der onkologischen Versorgung bevorzugt. Für solche Behauptungen gebe es keinerlei Belege, betont der Generalsekretär der DKG, Dr. Johannes Bruns.

Lauterbach hatte sich im ARD-Fernsehen angesichts der damals noch laufenden Koalitionsverhandlungen über das Thema Zwei-Klassen-Medizin geäußert. Als Beispiele für die durch den Versicherungsstatus bedingten Unterschiede verwies er auf seltene Krebserkrankungen. Hier würden die Privatversicherten besser behandelt, weil sie besseren Zugang zu den wenigen Spezialisten hätten.

"Zugang ist kein Qualitätskriterium", sagt Bruns der "Ärzte Zeitung". Viele Privatpatienten wüssten genau so wenig wie die gesetzlich Versicherten, wo die besonders qualifizierten Ärzte sitzen. Zudem nutze der schnelle Zugang zum Chefarzt nichts, wenn der Chefarzt in einem schlechten Krankenhaus arbeitet.

Die Überlebenschance hänge nicht davon ab, ob jemand in der GKV oder in der PKV versichert ist, sondern ob er in einem zertifizierten Zentrum versorgt wird. "Entscheidend sind die standardisierten Prozesse und die leitliniengerechte Behandlung in den Zentren", erläutert er.

Dass es gerade bei Patienten mit seltenen onkologischen Erkrankungen Unterschiede zwischen gesetzlich und privat Versicherten geben soll, kann Bruns nicht nachvollziehen. "Auch ein Privatpatient weiß erst einmal nicht, dass er eine seltene Erkrankung hat." Sei die Diagnose erst einmal gestellt, kämen die Patienten in spezialisierte Zentren, ohne dass der Versicherungsstatus eine Rolle spiele.

Auch Bruns geht davon aus, dass es eine Zwei-Klassen-Medizin gibt. Sie habe aber nichts mit der Frage GKV oder PKV zu tun. Lauterbach ziele mit seiner Kritik schließlich auf die Ärzte ab, die Unterschiede zwischen den Patienten machen. "Gerade in der Onkologie sind aber die Prozesse entscheidend und die Zusammenarbeit in Tumorboards, nicht die einzelnen Ärzte", sagt er.

Bruns sieht eine weitere Ungleichheit: "In der PKV gibt es keine qualitätsgesicherten Strukturen, wie sie die GKV kennt."

Klar ist für ihn auf jeden Fall, dass sich die Äußerungen von Lauterbach nicht belegen lassen. Es handele sich um zusammengestrickte Informationen, kritisiert Bruns. "Das ist Politiker-Evidenz, das hat nichts mit Wissenschaft zu tun." (iss)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

WIdO-Qualitätsmonitor

Leistungskonzentration bei Speiseröhren-Operationen

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung