Mittel für Prävention

Kitas und Co. sind noch Randgrößen

267 Millionen Euro haben die Kassen im vergangenen Jahr für Prävention aufgewendet. Nur ein Bruchteil davon ist in Gesundheitsprojekte in Kitas und Schulen geflossen - obwohl Politiker genau das fordern.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Früh übt sich: Präventionsangebote etwa in Ernährungsfragen an Kitas und Schulen werden bislang allerdings nur gering gefördert.

Früh übt sich: Präventionsangebote etwa in Ernährungsfragen an Kitas und Schulen werden bislang allerdings nur gering gefördert.

© Nimazi / iStock / Thinkstock

BERLIN. Bei Primärprävention und Gesundheitsförderung durch gesetzliche Krankenkassen dominieren nach wie vor individuelle Präventionskurse. Anders als von Gesundheitspolitikern gefordert, fließen lediglich rund elf Prozent der Mittel in die Gesundheitsförderung in Lebenswelten, zum Beispiel in Kitas und Schulen.

Das geht aus dem Präventionsbericht von GKV-Spitzenverband und dem Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes (MDS) für das Jahr 2013 hervor. Danach sind die Ausgaben für Prävention um 29 Millionen auf 267 Millionen Euro gestiegen, ein Plus von zwölf Prozent im Vergleich zu 2012. Insgesamt konnten so 5,2 Millionen Menschen erreicht werden. Pro Versichertem gaben die Kassen 3,82 Euro aus, der gesetzliche Richtwert liegt bei 3,01 Euro.

Das Gros der Mittel fließt nach wie vor in individuelle Präventionskurse. 183 Millionen Euro gaben die Kassen dafür aus und erreichten damit 1,5 Millionen Kursteilnehmer (plus zehn Prozent). 78 Prozent der Teilnehmer waren Frauen.

Nur wenige Kurse zu Rauchen und Alkohol

In 69 Prozent der Kurse standen Bewegungsangebote im Fokus. Ein Viertel der Kurse beschäftigte sich mit Stressbewältigung, fünf Prozent der Angebote Ernährungsfragen. Nur ein Prozent der Kurse galt den Themen Rauchentwöhnung und dem verringerten Alkoholkonsum.

Einen deutlichen Zuwachs hat im vergangenen Jahr die betriebliche Gesundheitsförderung verzeichnet. Erreicht wurden 1,1 Millionen Arbeitnehmer in 9882 Unternehmen, das sind 21 Prozent mehr Teilnehmer als 2012. 36 Prozent der Betriebe entstammten dem Verarbeitenden Gewerbe, 18 Prozent dem Gesundheits- und Sozialwesen.

Die Ausgaben für dieses Segment der Gesundheitsförderung wuchs um 18 Prozent auf 54 Millionen Euro. Kleine Mittelständler sind anscheinend nach wie vor nur schwer zu erreichen. Die GKV verfehlte 2013 das selbstgesteckte Ziel, anteilig mehr Unternehmen mit bis zu 99 Beschäftigten zu erreichen. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der durch Gesundheitsförderung erreichten Unternehmen sank von 24 auf 21 Prozent.

Anteilig die meisten Menschen erreichten die Kassen durch Gesundheitsförderung in Lebenswelten, auch "Settingansatz" genannt. Von den 2,64 Millionen Menschen in 29.000 Settings entfielen 31 Prozent der Projekte auf Kitas und 28 Prozent auf Grundschulen. Allerdings bleiben die Ausgaben für dieses Segment mit 42 Cent je Versichertem hinter empfohlenen Wert von 50 Cent zurück.

Die Bundesregierung hat im Entwurf für das Präventionsgesetz angekündigt, die Mittel für Prävention in Lebenswelten massiv zu erhöhen. Danach sollen die Kassen künftig je Versichertem sieben Euro zur Verfügung stellen. Jeweils 140 Millionen Euro sollen in Prävention in Settings sowie in betriebliche Maßnahmen fließen. Die Arbeitsgruppe Gesundheit der SPD-Bundestagsfraktion will sogar 80 Prozent der Ausgaben für Lebenswelten-Prävention reservieren.

Kurswechsel zur Verhältnisprävention gefordert

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDB) hat anlässlich der Verbändeanhörung zum Präventionsgesetz einen Kurswechsel hin zur Verhältnisprävention angemahnt. Die Strategie der individuellen Verhaltensprävention sei gescheitert, da vor allem solche Menschen erreicht worden seien, "die sich ohnehin gesundheitsbewusst verhalten, aber nicht die bildungsfernen Schichten", sagte DDB-Präsident Dr. Erhard Siegel.

Einen völlig anderen Aspekt setzt die KBV in ihrer Stellungnahme. Sie rügte am Gesetzanwurf, die Etablierung einer nationalen Präventionsstrategie sowie Präventionskonferenz seien ohne die institutionelle Beteiligung der Ärzte nicht sachgerecht und würden abgelehnt.

Die KBV sprach sich dafür aus, die Partner der Bundesmantelverträge dazu zu verpflichten, einheitliche Rahmenvorgaben für Leistungen der Primär- und Tertiärprävention zu schaffen. Dabei sollten insbesondere die Aspekte der individuellen Verhaltensprävention in der Primärprävention im Fokus stehen, fordert die KBV.

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