COVID-Intensivpatienten

„Kleeblatt-Prinzip“ soll Intensivstationen vor Kollaps bewahren

Sind einzelne Kliniken oder gar Regionen überlastet, sollen Patienten auch über Bundesländergrenzen hinweg verlegt werden. Das Bundesinnenministerium hat dafür das „Kleeblatt-Konzept“ entwickelt.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Bund und Länder planen im Falle der Überlastung von Klinikstandorten die koordinierte Verlegung von Patienten.

Bund und Länder planen im Falle der Überlastung von Klinikstandorten die koordinierte Verlegung von Patienten.

© Fabian Strauch/dpa

Berlin. Bund und Länder bereiten die Verlegung von COVID-19-Patienten zwischen den Bundesländern vor, um die Überlastung von Krankenhäusern in einer Region zu verhindern.

Das Konzept des Bundesinnenministeriums, das der „Ärzte Zeitung“ vorliegt, basiert auf dem Kleeblatt-Verfahren: Je drei bis fünf Bundesländer bilden dabei eine Planungseinheit. Im Norden sollen dies Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sein, im Osten Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Im Südwesten schließen sich Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland zu einer wechselseitigen Unterstützungseinheit zusammen. Nordrhein-Westfalen und Bayern als die beiden bevölkerungsreichsten Bundesländer gelten als jeweils eigene Großregionen.

Intensivmedizin kommt als erstes ans Limit

Der Anteil der intensivpflichtigen COVID-19-Fälle sei mit sieben bis acht Prozent aller Infizierter relativ hoch, heißt es in dem Papier. „Daher werden bei steigenden Fallzahlen die Kapazitätsgrenzen in der Intensivmedizin als Erstes überschritten.

Unterschieden werden in dem Konzept die drei Planungsstufen grün, gelb und rot. Gelb ist charakterisiert durch eine wachsende Inanspruchnahme von Klinikbetten, Krankenhäuser sind in dieser Planstufe nur noch „bedingt aufnahmefähig“. Rot hingegen bedeutet eine sich abzeichnende Überlastungssituation, bei der Verlegungen „zwingend notwendig“ sind.

In der Stufe Gelb gelten noch überwiegend die herkömmlichen Verlegungsroutinen, der Transport erfolgt hier nach landesrechtlichen Regelungen durch die jeweils zuständigen Leitstellen. „Landesinterne und nachbarschaftliche Verlegung“ hat bei dem Verfahren Vorrang.

Klinikärzte sollen Empfehlungen für Verlegungen erhalten

In der Studie Rot wird dann das Kleeblatt-Prinzip angewendet. Dafür bestimmen die in einer Großregion zusammengeschlossenen Bundesländer einen „Single Point of Contact“ (SPOC). Die Mitarbeiter in dieser Koordinierungsstelle halten Kontakt zu den anderen SPOC und nehmen dazu „operative Vorabsprachen“ vor. Klinikärzte werden durch die zuständigen Stellen im SPOC beim Finden einer aufnehmenden Klinik für COVID-19-Patienten unterstützt.

Die Mitarbeiter greifen dabei auf Informationen aus dem DIVI-Intensivregister und aus den Fachabteilungen des Robert Koch-Instituts zurück. Prognosewerkzeuge sollen eingesetzt werden, um vor einer Patientenverlegung die zu erwartende Auslastung von Kliniken in der Zielregion zu beurteilen.

Dann wird die Empfehlung zur konkreten Verlegung an den abgebenden Arzt zurückgegeben, damit „von dort ein Arzt-Arzt-Gespräch erfolgen kann, auf dessen Grundlage über die tatsächliche Durchführung des Transports entschieden wird“, heißt es in dem Papier.

Am Montag befanden sich bundesweit 2243 COVID-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, das sind 182 mehr als am Tag zuvor. 1167 Patienten – rund 52 Prozent – mussten beatmet werden. 7837 Intensivbetten sind aktuell noch als frei gemeldet. 12.789 zusätzliche Betten können den Angaben nach binnen sieben Tagen als Notreserve aufgestellt werden. (Mitarbeit: Anno Fricke)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Verband weist auf Probleme der ambulanten Versorgung hin

SpiFa: „Keine einzige Baustelle des Gesundheitswesens beseitigt“

Frage der Woche

Ampel-Aus – um welches Gesetzesvorhaben tut es Ihnen besonders leid?

Das könnte Sie auch interessieren
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Pflegekräfte als Teil des Schmerzmanagements

© NanSan / stock.adobe [Symbolbild mit Fotomodellen]

Schmerzen erfassen, bewerten und behandeln

Pflegekräfte als Teil des Schmerzmanagements

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Lesetipps
Ein Mettbrötchen

© juefraphoto / stock.adobe.com

Tödlicher Einzeller im Hirn

Fallbericht: Amöbenenzephalitis nach Verzehr von rohem Fleisch?

Ärztin misst bei einer Patientin den Blutdruck

© goodluz / stock.adobe.com

Unter 120 mmHg

Striktere Blutdruckkontrolle bei Diabetes wohl doch sinnvoll