Großbritannien

Klinik darf Befruchtung mit Erbgut dreier Menschen vornehmen

Im Dezember wurde die Methode in Großbritannien zugelassen, nun wollen Mediziner sie erstmals anwenden – und ein Kind mit dem Erbgut dreier Menschen zeugen. Das Verfahren ist nicht unumstritten.

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NEWCASTLE. Weltweit erstmals hat eine britische Klinik die Erlaubnis für eine umstrittene künstliche Befruchtung mit Genmaterial von drei Menschen bekommen. Die Methode soll bestimmte Erkrankungen, die mit den Mitochondrien vererbt werden, verhindern. Kritiker fürchten, dass solche Eingriffe den Weg zu "Designer-Babys" ebnen.

Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zelle und liefern Energie. Sie haben eine eigene DNA. Fehlfunktionen der Mitochondrien können unter anderem zu Muskelschwäche und Diabetes führen.

Experten der Universität Newcastle hatten die neue Methode entwickelt, bei der die gestörten Zell-Kraftwerke der Mutter durch Mitochondrien einer Spenderin ersetzt werden. Die Ärzte dürfen nun insgesamt 25 Patientinnen auf diese Weise behandeln. Die ersten Versuche sollen noch in diesem Frühjahr starten.

Bereits im Dezember hatte die Behörde für Befruchtung und Embryologie (HFEA) die Methode in Großbritannien zugelassen. Es ist damit das erste Land weltweit, das diese Behandlung ausdrücklich erlaubt hat.

Die so erzeugten Kinder werden Mutter und Vater ähneln. Der von der fremden Frau stammende Teil an den Erbanlagen ist gering.

In Mexiko war bereits die Geburt eines Kindes mit dem Erbgut von drei Menschen im April 2016 gemeldet worden. Die Gesetze dort erlauben die Verfahren zwar nicht ausdrücklich, verbieten sie aber auch nicht. (dpa)

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Kommentare
Thomas Georg Schätzler 18.03.201712:16 Uhr

Eigentlich nichts Neues!

Jesus von Nazareth ist doch (vermutlich?) das erste bekannte Kind mit dem Erbgut dreier Menschen: Maria war zweifelsfrei von ihrem Ehemann Josef schwanger und auf dem Weg zur Volkszählung, als so ein Kerl dahergelaufen kam, der sich Gott nannte und über Allem stehen wollte. Dieser behauptete mit "Jesus Christus - Gottes Sohn", ebenfalls Vater dieses Kindes zu sein. Und um von dem Vorwurf des "Mehrfach-Verkehrs", frei nach dem damaligen Motto: "mater semper certa est", abzulenken, erfand er eine wissenschaftlich unhaltbare Theorie der "unbefleckten Empfängnis" Mariens.

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund (z.Zt.Mauterndorf/A)

Volker Loewenich 17.03.201720:29 Uhr

Erbgut dreier Menschen

Diese Formulierung ist ein wenig irreführend, obgleich nicht falsch. Es geht darum, schwere Erbkrankheiten zu vermeiden, die ausschließlich durch fehlerhafte Mitochondrien übertragen werden. Diese befinden sich im Zell-Plasma der Eizelle, also nicht wie die chromosomalen Erbanlagen im Zellkern. Wenn nun bei dem hier behandelten Verfahren der Zellkern der Eizelle der Mutter in eine gespendete Einzelle nach Entfernung von deren Zellkern eingesetzt wird, dann erhält der Embryo nur vergleichsweise ganz wenig Erbgut der Spenderin, behält aber die ungleich häufiger vertretenen Erbanlagen seiner Mutter. Zweck des Verfahrens ist es, schwerwiegende Krankheiten, meist Stoffwechselstörungen, dem so gezeugten Kind zu ersparen. Da nur die vergleichsweise ganz wenigen mitochondrialen Erbanlagen nicht von der eigenen Mutter stammen, ist diese Methode vererbungsmäßig gesehen ungleich viel weniger eingreifend als der Ersatz eines ganzen Gameten, sei es durch die in Deutschland verbotene Eizellspende oder durch eine hierzulande erlaubte Samenspende. Daher darf man den Mitochondrien-Austausch guten Gewissens als weitaus weniger problematisch ansehen als die beiden letztgenannten Verfahren.

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