Kliniken setzen immer öfter Sicherheitsdienste ein
Immer mehr niedersächsische Krankenhäuser sorgen sich um die Sicherheit auf dem Gelände und vor allem in den Notaufnahmen. Mehrere Klinika arbeiten inzwischen mit Security-Diensten zusammen.
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Mit breiten Schultern vor dem Eingang: Mehrere Krankenhäuser erwägen einen Sicherheitsdienst vor allem in der Notfallaufnahme.
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Das Klinikum Wolfsburg etwa will ab dem 1. August in der Notfallaufnahme einen Sicherheitsdienst einsetzen. Nach neuerlichen Angriffen auf Ärzte und Krankenschwestern habe man so reagieren müssen, sagte der Geschäftsführer des Klinikums, Wilken Köster, im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".
Darüber hinaus soll der öffentliche Bereich mit Videokameras überwacht werden. Anlass war der Angriff eines betrunkenen 37-Jährigen. Er attackierte nach der Einlieferung in die Notaufnahme Rettungssanitäter, Ärzte und Polizisten. "Der Anstieg der Vorfälle hat meiner Meinung nach mit dem zunehmenden Alkoholkonsum zu tun", sagte Köster. Nun hat das Klinikum reagiert. Offenbar ist das Krankenhaus nicht das einzige, das sich um die Sicherheit im Haus Sorgen macht.
Im vergangenen Jahr hatte schon das Klinikum Braunschweig einen Wachdienst für die Wochenenden engagiert. "Wir haben 2008 bei 25 000 Patientenkontakten in der Notfallaufnahme 80 Übergriffe gezählt", berichtet Marion Lenz, Sprecherin des Klinikums, "daraufhin haben wir die Security eingesetzt". Wenn Disco-Schlägereien in der Notaufnahme weitergehen, müsse Wachpersonal her.
Auch im Hannoveraner Kinderkrankenhaus Auf der Bult sieht man sich immer öfter betrunkenen Jugendlichen gegenüber, die in der Notaufnahme handgreiflich werden. "Sie werden meistens von Polizisten oder Sanitätern gebracht", sagt Amalie von Schintling-Horny, Sprecherin des Kinderkrankenhauses, der "Ärzte Zeitung", "und das Problem ist, dass die Begleiter zu schnell wieder gehen müssen - und dann stehen drei Nachtschwestern gegen den Rest der Welt. Das geht natürlich so nicht." Auf der Bult bleiben nun Polizei und Rettungssanitäter so lange, bis keine Gefahr mehr besteht.
Vor allem in den größeren Städten greifen die Krankenhäuser zu schärferen Sicherheitsmaßnahmen. "Aber wir wollen das Problem auch nicht hochspielen", sagt Karen Matiszick, Sprecherin des Bremer Klinikverbundes Gesundheit Nord (Geno). "Wir benötigen derzeit keine Security im Hause. Aber wir haben für alle Fälle in der Notfallaufnahme einen Alarmknopf, der uns direkt mit der Polizei verbindet."
Auch die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) verzichtet auf eigenes Sicherheitspersonal in der Notaufnahme. "Wir haben aber ein Göttinger Überwachungsunternehmen, das das Gelände kontrolliert; wir sind ja ein offenes Haus", sagt Stefan Zorn, Sprecher der Medizinischen Hochschule. Allerdings wird die Notaufnahme derzeit neu gebaut, "und im Neubau planen wir einen eigenen Raum für den Sicherheitsdienst", so Zorn.
Helmut Fricke von der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft bestätigt: "Es gibt eine neue Aggressivität unter den Patienten." Viele Häuser wollen mit den Sicherheitsmaßnahmen nicht in die Öffentlichkeit und versuchen, "mit Bordmitteln dem Problem Herr zu werden, zum Beispiel indem man nie mehr allein Frauen in der Notaufnahme arbeiten lässt".
In Wolfsburg soll die Security nun weitere Gewalt verhindern. Allerdings nicht rund um die Uhr, sondern nur dann, wenn voraussichtlich viele Betrunkene in der Notaufnahme zu erwarten sind: unter anderem an Silvester, an Schützenfesten oder nach Fußballspielen.