Quarantäne-Streit
Kliniklobby warnt vor Schnellschüssen bei Corona-Isolation
Bei symptomfreier Corona-Infektion arbeiten gehen? Der Vorschlag von KBV-Chef Andreas Gassen sorgt weiter für Diskussion. Die DKG mahnt wissenschaftliche Erkenntnisse als Grundlage für einen solchen Schritt an.
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DKG-Vize Professorin Henriette Neumeyer zur Debatte um die Corona-Isolation: „Grundlage einer Verkürzung der Isolation müssen wissenschaftliche Erkenntnisse sein.“ (Archivbild)
© Rolf Schulten
Berlin. In der Debatte über die geltenden Isolations- und Quarantäneauflagen bei einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) vor übereilten Schritten gewarnt.
Die Personalausfälle seien in der jetzigen Situation sicherlich das größte Problem für die Krankenhäuser. „Bei einer Verkürzung von Isolation und Quarantäne müssen aber wissenschaftliche Erkenntnisse die Grundlage sein“, sagte die stellvertretende DKG-Vorstandsvorsitzende, Professor Henriette Neumeyer, der Ärzte Zeitung am Montag.
„Sind wir Patienten wie Beschäftigten schuldig“
Eine solche Evidenzgrundlage seien die Krankenhäuser zum einen den Patienten schuldig, die vor Infektionen geschützt werden müssten. „Aber vor allen Dingen auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, betonte Neumeyer. Arbeits- und Patientenschutz müssten bei den Überlegungen zu Quarantäneauflagen im Vordergrund stehen.
Personalmangel wegen SARS-CoV-2
Nach Gassen-Vorstoß: Debatte über Corona-Isolation und Quarantäne
Derzeit liegt die Quarantänedauer für Beschäftigte in Kliniken, Altenheimen und Arztpraxen bei fünf Tagen. Am fünften Tag ist eine Freitestung per negativem Antigentest oder negativem PCR-Test erforderlich – anders als bei der Normalbevölkerung, der nach fünf Tagen Isolation eine Freitestung „dringend“ empfohlen wird.
Gassen bekräftigt Vorschlag
Der Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, wiederholte unterdessen seinen Vorschlag, Isolationspflichten für symptomfreie Corona-Infizierte aufzuheben. Momentan seien es nicht die COVID-19-Fälle, die in Krankenhäusern und anderen Branchen für Probleme sorgen, sagte Gassen dem WDR am Sonntag.
Vielmehr erzeugten rigide Isolations- und Quarantäneregeln teils große Personalnot. Es brauche daher ein Umdenken – symptomfreie, aber positiv Getestete sollten arbeiten gehen dürfen.
Dies hatte am Wochenende eine breite Diskussion ausgelöst. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte den Vorschlag als riskant zurückgewiesen. Es drohten nicht nur Fallzahlen zu steigen. Auch der Arbeitsplatz werde zu einem „Sicherheitsrisiko“, so der SPD-Politiker. (hom)