Hessischer Sozialminister
Klose drängt weiter auf eine allgemeine Corona-Impfpflicht
Mit Blick auf eine mögliche neue Corona-Welle im Herbst hat der hessische Sozialminister Kai Klose die Hoffnung auf eine allgemeine Impfpflicht noch nicht aufgegeben. Den Bundestag sieht er aber nicht am Zug.
Veröffentlicht:Wiesbaden. Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne) sieht den gescheiterten Anlauf im Bundestag für eine allgemeine Impfpflicht gegen COVID-19 noch nicht als der Weisheit letzter Schluss.
„Wir werden die Impfpflicht noch mal anschauen müssen, wenn wir präventiv tätig werden wollen“, sagte Klose am Mittwoch in Wiesbaden vor Journalisten. Dabei sieht er das Bundesgesundheitsministerium in der Pflicht, einen neuen Antrag vorzulegen, „weil die Gruppenanträge ja nicht funktioniert haben“.
Bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem Darmstädter Pneumologen Dr. Cihan Çelik warnte Klose vor einer neuerlichen Zuspitzung der Corona-Lage nach dem Sommer. Çelik, Oberarzt und Leiter einer COVID-Station am Klinikum Darmstadt, berichtete für sein Haus über eine zurückgehende Hospitalisierung von COVID-Patienten. „Aber wir haben die Befürchtung, dass es im Herbst wieder dazu kommt – hoffentlich nicht mit einer klinisch starken Variante.“
SARS-CoV-2-Pandemie
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Belastete Normalstationen
In Hessen gebe es nicht mehr die ganz große Belastungen auf den Intensivstationen wie beispielsweise zu Delta-Zeiten, betonte Klose, auf den Normalstationen hingegen schon. Dies bestätigte Çelik.
Vor einigen Wochen habe man in Darmstadt kurz davor gestanden, neben den zwei schon bestehenden COVID-Stationen eine dritte öffnen zu müssen, was dann die internistischen Kapazitäten erheblich beeinträchtigt hätte. Diese Notwendigkeit drohe aktuell nicht mehr, aber auch jetzt schon warteten wegen der COVID-bedingten Engpässe 80 Patienten auf ihre Behandlung am Klinikum.
Çelik berichtete von einer momentan geringeren Krankheitslast pro Patient. Dies sei auch schon vor der meist mit milderen Verläufen einhergehenden Omikron-Variante in Herbst zu beobachten gewesen, was er auf den Impfstatus vieler Patienten zurückführte.
Derzeit seien die meisten Patienten wegen und nicht mit Corona im Klinikum, berichtete der Pneumologe. Der Altersschnitt liege bei 80 Jahren; die meisten zwar geimpft, meist fehle aber der erste oder auch die vierte Impfung.
In dieser Altersgruppe seien auch die meisten Todesfälle zu verzeichnen. Allerdings auch, weil bei ihnen nicht mehr das Maximale an Therapie angewandt würde – häufig, weil dies nicht dem Patientenwunsch entspräche. Bei den Geimpften beträfen die schweren COVID-Fälle eher Hochbetagte, bei den Ungeimpften eher Jüngere. Bei den Ungeimpften liege der Altersschnitt bei 31 Jahren, so Çelik.
Neue Variante, neuer Booster
Im Sommer und Spätsommer bedürfe es deshalb einer wiederanlaufenden Impfkampagne, mahnte Çelik. Zwei Punkte lassen ihn hoffen, dass dies angesichts der nahezu zum Erliegen gekommenen Schutzimpfungen gegen SARS-CoV-2 tatsächlich erfolgen wird: Zum einen, weil dann bei vielen Menschen der Booster bereits lange zurückliegt. Zum anderen, weil man zu diesem Zeitpunkt vermutlich wisse, welche dann Variante droht – „das kann der Impfkampagne Auftrieb geben“.
Darauf setzt auch Klose. Die Impfzahlen seien immer dann hoch gewesen, wenn klar gewesen sei, dass die Gefahr hoch ist. Sonst hofft der Minister weiter auf die Impfpflicht, „denn was wir mit Freiwilligkeit hinbekommen haben, reicht eben nicht“.