Betriebsärzte
Künftig Schlüsselrolle bei Prävention?
Arbeits- und Umweltmediziner sehen sich als prädestiniert für die Prävention in Lebenswelten. Eine Herausforderung: Die Sicherung der Gesundheit älterer Berufstätiger.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Bei der Prävention kommt der Arbeitsmedizin und den Betriebsärzten künftig möglicherweise eine Schlüsselrolle zu.
Die Arbeitsmediziner erreichen in den Betrieben etwa die Hälfte der Bevölkerung, viele Beschäftigte suchen von sich aus aber keinen Arzt auf, erklärte Professor Monika Rieger von der Uni Tübingen am Mittwoch bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) in München. Erkrankungen könnten so viel früher erkannt werden.
Zu den Aufgaben der Betriebsärzte gehöre die Beurteilung vielfältiger körperlicher und psychischer Belastungen in den Unternehmen, die Früherkennung von Gesundheitsgefährdungen und die Prävention, erläuterte die Kongresspräsidentin. Die Schnittstelle zwischen betriebsärztlicher Tätigkeit und der Gesundheitsversorgung spiele deshalb eine zunehmend wichtige Rolle.
Die Stärkung von Prävention und Gesundheitsförderung sei nicht nur für die Lebensqualität, sondern auch für die ökonomische Stabilisierung unseres Gesundheitswesens entscheidend und darüber hinaus unverzichtbar für eine Begrenzung der durch chronische Krankheiten verursachten volkswirtschaftlichen Verluste, erklärte die DGAUM mit Blick auf das geplante Präventionsgesetz.
Nicht alle Erkrankungen kommen von Arbeitsbelastungen
Vor diesem Hintergrund komme den rund 12.500 Ärzten mit arbeitsmedizinischer oder betriebsärztlicher Fachkunde eine Lotsenrolle zwischen präventiver Gesundheitsförderung, ambulanter Versorgung, arbeitsmedizinischer Vorsorge und berufsfördender Rehabilitation zu, betont die DGAUM.
Auch angesichts des demografischen Wandels werde die Betriebsmedizin eine zunehmend wichtige Rolle spielen, erklärte Rieger: Weil ältere Beschäftigte häufiger unter chronischen Erkrankungen leiden, müssten die Schnittstellen zwischen Betrieb und Gesundheitsversorgung künftig noch enger gestaltet werden.
Angesichts steigender Zahlen von psychischen Erkrankungen müsse genau nach den Ursachen geforscht werden, forderte Rieger. Nicht alle Erkrankungen könnten allein auf Arbeitsbelastungen zurückgeführt werden.
Auch im privaten Bereich gebe es Stress, der sich auf die Gesundheit auswirken kann. Zudem sei bekannt, dass psychische Belastungen sich auch in körperlichen Beschwerden äußern. Solche Zusammenhänge müssten künftig stärker untersucht und beachtet werden.
Ungeachtet der neuen Herausforderungen durch psychischen Stress seien in der Arbeitsmedizin die klassischen Gefährdungen durch arbeitsbedingte Belastungen der Lunge und der Atemwege, die Exposition der Beschäftigten gegenüber Gefahrstoffen, aber auch Muskel-Skelett-Erkrankungen nach wie vor aktuell, betonte DGAUM-Präsident Professor Hans Drexler aus Erlangen. (sto)