Ein Jahr 116 117

Langsam klingelt's

Seit einem Jahr ist der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Rufnummer 116 117 erreichbar. Das Zwischenfazit der KBV fällt positiv aus - auch wenn noch viele Bürger den Unterschied zur Notrufnummer 112 nicht begriffen haben.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Unter 116 117 ist der ärztliche Bereitschaftsdienst zu erreichen. Vielerorts gelten die alten Nummern aber weiterhin.

Unter 116 117 ist der ärztliche Bereitschaftsdienst zu erreichen. Vielerorts gelten die alten Nummern aber weiterhin.

© Patrick Pleul / dpa

BERLIN. Die einheitliche Notrufnummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst wird angenommen. Dieses Fazit zieht die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) nach einem Betriebsjahr.

Alleine über Ostern haben 120.000 Menschen die Rufnummer 116 117 gewählt. In den zurückliegenden zwölf Monaten verzeichnete die Nummer nach Angaben der KBV insgesamt 3,3 Millionen Anrufer.

Damit seien die ursprünglich erwarteten zwei Millionen Anrufe im ersten Jahr deutlich übertroffen worden, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Köhler am Montag in Berlin.

"Der Dienst war fortwährend gut erreichbar. Wir haben damit auch Spitzenzeiten wie Weihnachten, Ostern und die Grippewelle optimal abgedeckt."

An Weihnachten meldeten sich 100000 Anrufer, 500000 im Dezember 2012 überhaupt. Den Stundenrekord gab es mit 15000 Anrufern an Silvester. In den zurückliegenden zwölf Monaten sei die Nummer für weniger als eine Stunde ausgefallen.

Bis zu 30 Prozent an Irrläufern

Dennoch scheint der Unterschied zwischen hausärztlicher Rufbereitschaft und Rettungsdienst noch nicht ganz verstanden.

Vor allem an Wochenenden riefen immer noch viele Menschen mit vergleichsweise leichten Beschwerden die Notrufnummer 112 und nicht den Arzt an, sagte der Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes, Professor Peter Sefrin, der "Ärzte Zeitung".

Dafür seien die Ärzte in der Regel nicht verantwortlich. Es fehle an Aufklärung in den Medien, welche Symptome auf einen schweren Notfall hindeuteten. Je nach Region gebe es zwischen zehn und 30 Prozent an Irrläufern.

Die KBV hat diese Zahl für die vergangenen zwölf Monate auf rund 200.000 hochgerechnet. Sefrin kritisierte, dass vor allem unter der Woche Ärzte per Anrufbeantworter an die Rettungsleitstellen verwiesen.

In den meisten KVen gelten Hunderte alter Rufnummern für den ärztlichen Rufdienst weiter. Allein Brandenburg setze schon vollständig auf die neue Nummer, teilte Köhler mit.

116 117 Anfang 2014 überall erreichbar

Umgekehrt ist die neue Nummer in Baden-Württemberg, Teilen des Saarlands, Hessens und Rheinland-Pfalz noch überhaupt nicht am Netz. Das liege an aufwendigen Restrukturierungen des Bereitschaftsdienstes in diesen Ländern, sagte Köhler.

Dort, wo noch alte Nummern und die 116 117 nebeneinander bestehen, hätten sich 400.000 Anrufer für die alten Nummern entschieden. Er gehe davon aus, dass die 116 117 Anfang 2014 überall erreicht werden könne.

Der Bereitschaftsdienst der KVen solle die ambulante ärztliche Versorgung außerhalb der regulären Praxisöffnungszeiten sicher stellen, sagte KBV-Vorstand Regina Feldmann.

Die niedergelassenen Ärzte behandelten jährlich rund 3,9 Millionen Patienten nachts, am Wochenende oder an Feiertagen.

Zwei Millionen Euro haben die Ärzte in den Aufbau und den Betrieb des neuen Rufsystems investiert, zu dem auch zwei Service-Center mit medizinisch geschultem Personal gehören.

Für das laufende Jahr rechnen die KVen mit rund vier Millionen Anrufern und dementsprechend höheren Ausgaben.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Marke "Bereitschaftsdienst"

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