Debatte um Unions-Vorschlag

Lauterbach: Eintrittsgeld für Notfallversorgung wird nicht kommen!

Eine Gebühr von 20 Euro für Patienten, die in die Notaufnahme ohne vorherige Ersteinschätzung kommen? In der Ampelregierung stößt der Vorstoß auf Kritik. Auch Gesundheitsminister Lauterbach senkt den Daumen.

Veröffentlicht:
Alltag in einer Notaufnahme: Union und KBV schlagen eine Gebühr vor für Patienten, die ohne vorherige telefonische Ersteinschätzung in die Ambulanzen kommen.

Alltag in einer Notaufnahme: Union und KBV schlagen eine Gebühr vor für Patienten, die ohne vorherige telefonische Ersteinschätzung in die Ambulanzen kommen.

© Catherina Hess/SZ Photo/picture alliance

Berlin. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich gegen die Einführung einer Notfallgebühr ausgesprochen.

Das von der Unions-Arbeitsgruppe Gesundheit und zuvor von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) geforderte „Eintrittsgeld für Notfallversorgung im Krankenhaus wird nicht kommen“, erklärte der SPD-Politiker am Montag per Kurznachrichtendienst Twitter.

Lesen sie auch

Es überrasche ihn, „dass jetzt genau diejenigen Verzögerungen von Wochen beklagen, die es zehn Jahre schliefen ließen“, setzte Lauterbach hinzu. Die Ampelregierung arbeite bereits an „überfälligen Reformen“.

In der vergangenen Legislatur war eine Reform der Notfallversorgung gescheitert – zum Teil aufgrund von Widerständen der Länder, teils wegen Unstimmigkeiten zwischen Vertragsärzteschaft und Krankenhausseite beim Zuschnitt der Integrierten Notfallzentren (INZ).

Die INZ werden auch im Koalitionsvertrag der Ampel als Ziel ausgegeben. Die Regierungskommission für eine Krankenhausreform hatte kürzlich Vorschläge zur Notfallreform vorgelegt.

Lesen sie auch

Warnung vor unsäglichem Bürokratieaufwand

Als überfällig gilt der Umbau auch deshalb, weil zahlreiche Notfallambulanzen seit Jahren wegen vermeintlicher Bagatellfälle überfüllt sind. Union und KBV hatten deshalb eine Notfallgebühr ins Gespräch gebracht – und zwar für die Patienten, die ohne vorherige telefonische Ersteinschätzung in die Rettungsstelle kommen.

Die Union hatte konkret von 20 Euro vorgeschlagen. Auf der Vertreterversammlung diese Woche in Essen hatte KBV-Chef Gassen die Forderung nach einer Notfallgebühr in bestimmten Fällen wiederholt und betont, es gehe nicht um Bestrafung, sondern um Patientensteuerung.

Lesen sie auch

Auf Kritik stieß der Vorschlag auch beim gesundheitspolitischen Sprecher der FDP-Fraktion, Professor Andrew Ullmann. Es gebe keine einheitliche Definition, was überhaupt ein Notfall sei, sagte Ullmann auf Anfrage. „Deshalb wäre es mit einem unsäglichen bürokratischen Aufwand verbunden, in bestimmten Fällen 20 Euro als Gebühr zu beantragen.“

Patienten, bei denen wirklich ein akutes ernsthaftes Problem vorläge, könnten sich durch die Gebühr abgeschreckt fühlen und den Gang in die Notaufnahme meiden. Das sei gefährlich, warnte Ullmann. (hom)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Der Empfang der Gynäkologen-Praxis in Gütersloh: Vor allem die starke Patientinnenbindung überzeugte am Ende das MVZ, das die Praxis erwarb.

© Andreas Peters

Praxismanagement

Privatpraxis abzugeben? Das lässt sich regeln!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Finanzdienstleister MLP
Insgesamt lässt sich auf jeden Fall sagen, dass die Kosten an vielen Stellen schneller gestiegen sind als der Orientierungswert.

© Leafart - stock.adobe.com

Praxismanagement

So bekommen Sie steigende Praxiskosten in den Griff

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: apoBank
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vielversprechende Ergebnisse

Neue Strategie zur Tuberkulose-Früherkennung

Leckere und gesunde Ernährung

Remission bei Morbus Crohn: Das glückt auch mit einer rein oralen Diät

DGK-Jahrestagung

Präzisionsmedizin: Die Kardiologie ist auf dem Weg

Lesetipps
Dreidimensionale medizinische Illustration von Nierenkrebs, die das Vorhandensein eines Tumors in der Niere zeigt.

© Crystal light / stock.adobe.com

Hinweis aus Registerstudie

Welchen Einfluss NSAR auf das Nierenkrebs-Risiko haben

Eine Frau greift sich mit beiden Händen um den Nacken.

© fizkes / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Leitlinien-Update

Polymyalgia rheumatica: Aktualisierte Empfehlungen sind online

Eine Ärztin tastet den Hals einer Frau zur Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen und Hypothyreose ab.

© Peakstock / stock.adobe.com

US-Review

Wie mit latenter Hypothyreose bei älteren Patienten umgehen?