Kommentar
Leichenschau besser in Expertenhand
Der Frankfurter Gesundheitsdezernent Stefan Majer hat es auf den Punkt gebracht: Es ist nachvollziehbar, dass niedergelassene Ärzte nicht aus ihrer Sprechstunde rennen und ihre Patienten einfach sitzen lassen, um nur ja zeitnah für eine Leichenschau bereit zu stehen.
Vielleicht auch noch bei einem ihnen unbekannten Verstorbenen. Lange Wartezeiten in unklaren Todesfällen, bei denen der Verdacht auf ein Tötungsdelikt besteht, sind nicht nur für die Ermittlungen schlecht. Sie sind auch für Angehörige eine Belastung. Aber gewiss macht sich kein Arzt, in dessen Praxis Patienten mit akuten Leiden sitzen – und auch warten –, die Entscheidung leicht, wo er nun die Prioritäten setzt.
Doch das ist gar nicht das einzige Problem: Niedergelassene Ärzte sollen unter oft nicht einfachen Bedingungen vor Ort mal eben die Todesursache feststellen und amtlich dokumentieren. Ja, mehr und eine bessere Fortbildung wären hilfreich.
Aber auch hier gilt: Die Aufgabe des Hausarztes besteht vor allem in kurativen Leistungen. Und diese erfordern bereits einiges an Fortbildungsbereitschaft, um auf dem aktuellen medizinischen Stand zu sein.
Pilotprojekte, wie jenes in Frankfurt, bei denen Geld für die Leichenschau durch Experten in die Hand genommen wird, sollten daher von der Ausnahme zur Regel werden.
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