Bei Höherstufungsanträgen
Medizinischer Dienst Bund macht sich für Pflegebegutachtung via Telefon stark
Die Corona-Pandemie hat es gezeigt: Die Pflegebegutachtung geht nicht nur via Hausbesuch, sondern auch im Telefoninterview. Der Medizinische Dienst Bund will den Telefonjoker dauerhaft ziehen können.
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Die Medizinischen Dienste haben in der Corona-Pandemie gute Erfahrungen mit der Begutachtung via Telefoninterview gesammelt und wollen nun weiter auf diese Errungenschaft setzen.
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Essen/Berlin. Um die Pflegebegutachtung durch die Medizinischen Dienste zu optimieren, fordert der Medizinische Dienst Bund (MD Bund), eine gesetzliche Grundlage zu schaffen, um künftig bei bei Höherstufungsanträgen auf das in der Corona-Pandemie bewährte Instrument des Telefoninterviews anstatt des traditionellen Hausbesuches setzen zu können.
Als Grundlage dafür veröffentlichte der MD Bund am Montag seine Versichertenbefragung für das Jahr 2022 – eine nach eigener Aussage repräsentativen Versichertenbefragung, für die eine unabhängige wissenschaftliche Stelle rund 43.000 anonymisierte Fragebögen aus dem Jahr 2022 ausgewertet habe.
„Die Ergebnisse zeigen, dass das Telefoninterview eine gleichwertige Alternative zum Hausbesuch ist. Insbesondere bei Höherstufungsanträgen sollte das Telefoninterview eingesetzt werden, um den zeitnahen Zugang zu den Pflegeleistungen für die Versicherten trotz steigender Begutachtungszahlen sicherstellen zu können. Das ist derzeit nicht möglich. Die Flexibilisierung der Begutachtungsformate sollte deshalb gesetzlich ermöglicht werden“, forderte Carola Engler, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Dienstes Bund, am Montag in Berlin.
Nur graduelle Unterschiede bei der Zufriedenheit
Während der Corona-Pandemie konnten die Begutachtungen des Medizinischen Dienstes für die Pflegeversicherung aus Infektionsschutzgründen telefonisch erfolgen. Der Bericht zeigt: Das Begutachtungsformat der telefonischen Begutachtung wurde von den Versicherten positiv angenommen. 85,6 Prozent der Befragten gaben an, zufrieden mit der telefonischen Begutachtung zu sein.
Teilweise zufrieden waren 9,9 Prozent. 4,5 Prozent der Befragten gaben an, unzufrieden zu. Die telefonische Begutachtung schneidet damit ebenso gut ab wie die Begutachtung im Hausbesuch (Ergebnisse Begutachtung im Hausbesuch: 86,2 Prozent zufrieden, 9,3 Prozent teilweise zufrieden, 4,5 Prozent unzufrieden).
Von den telefonisch begutachteten Versicherten waren 86 Prozent mit den Informationen über die Pflegebegutachtung zufrieden. Positiv bewertet wurden auch die Kontaktaufnahme und das Eingehen auf die individuelle Situation (90,1 Prozent Zufriedene).
Rund 88 Prozent der telefonisch begutachteten Versicherten waren mit der Gesprächsführung zufrieden – dazu gehören das Einfühlungsvermögen und die Kompetenz der Gutachterinnen und Gutachter.
Kaum Klagen über Gesprächsführung der Gutachter
Wie dem Bericht weiter zu entnehmen ist, waren die befragten Versicherten auch mit der Gesprächsführung der Gutachterin oder des Gutachters grundsätzlich zufrieden.
„Besonders hoch sind die Zufriedenheitswerte bei der verständlichen Ausdrucksweise (90,5 Prozent bei der Pflegebegutachtung im Hausbesuch und 90,7 Prozent bei der telefonischen Pflegebegutachtung) sowie in den Bereichen, in denen nach dem respektvollen und einfühlsamen Umgang, der Kompetenz sowie der Vertrauenswürdigkeit gefragt wurde (jeweils eine Zufriedenheit von über 90 Prozent)“, ist dort zu lesen.
Einige Befragte wünschten sich demnach aber mehr Beratung und Hinweise zur Verbesserung ihrer Pflegesituation. 7,4 Prozent (7,2 Prozent bei der telefonischen Pflegebegutachtung) sind hiermit unzufrieden und 15,1 Prozent (16,6 Prozent bei der telefonischen Pflegebegutachtung) nur teilweise zufrieden – für rund 91 Prozent der befragten Versicherten sei dies ein wichtiger Punkt.