Leitartikel zum Förderwahn
Machen Eltern ihre Kinder krank?
Wenn es um ihre Kinder geht, legen manche Eltern geradezu erschreckenden Ehrgeiz an den Tag. Der Bildungsforscher Klaus Hurrelmann warnt vor gesundheitsgefährdendem "Wettrüsten" und plädiert für ein Elterntraining für alle.
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Nach den Hausaufgaben geht’s weiter im Programm: Vom Sportverein über den Klavierunterricht bis zur "Schule der Phantasie" - für Kinder gibt es kaum einen Nachmittag, der nicht durchorganisiert ist.
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Schulanfang: Vielen Schülern wird schon beim Gedanken daran mulmig. Jetzt geht es wieder los, die morgendliche Hetze, das Brüten über Hausaufgaben, die Angst vor Prüfungen - und dazu noch der Stress, den die Eltern machen.
Sicher, Schüler sein war auch früher schon nicht leicht. Aber die Erwartungen, vor allem von Elternseite, sind gestiegen und damit auch der Druck, der auf den Kindern und Jugendlichen lastet. Und dieser beschränkt sich bei weitem nicht auf die Schule selbst.
Unter außerschulischem Leistungsdruck leiden vor allem Kinder aus dem Bildungsbürgertum. Vom Sportverein über den Klavierunterricht bis zur "Schule der Phantasie" - es vergeht kaum ein Nachmittag, an dem die Kinder nicht "durchorganisiert" sind.
"Die Eltern sind heute außerordentlich ehrgeizig geworden", so der Bildungsforscher Professor Klaus Hurrelmann.
Der Bielefelder Soziologe, der seinen Tätigkeitsschwerpunkt mittlerweile in Berlin hat, war beteiligt an mehreren Gesundheitssurveys, an den Studien des Kinderhilfswerks "World Vision" und an der Shell-Jugendstudie, in denen untersucht wurde, wie Kinder in Deutschland leben.
"Viele Eltern schneidern für ihr Kind ein Programm, das weit über seine Bedürfnisse und Möglichkeiten hinausweist", sagte Hurrelmann der "Ärzte Zeitung".
Die Karriere des Kindes wird als Projekt gesehen, das sich bis ins Detail planen lässt. "Solche hohen Ansprüche können sich schnell zu einer gesundheitsgefährdenden Überforderung auswachsen", warnt der Experte. Mehr über die fatalen Folgen und Wege dagegen, lesen Sie exklusiv in der App ...