Hilfsaktion

Medizingüter für Ukraines Krankenhäuser: Helfer wagen den Weg durchs Kriegsgebiet

Je länger der Angriff auf die Ukraine dauert, desto mehr sind auch medizinische Hilfsgüter gefragt. Ein Krankenhaus in Cottbus und Hilfsorganisationen versuchen, Medikamente und Anderes nun zu den Kliniken zu bringen.

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Action Medeor bereitet einen weiteren Transport in die Ukraine vor.

Action Medeor bereitet einen weiteren Transport in die Ukraine vor.

© Malte Krudewig / dpa / picture alliance

Potsdam/Düsseldorf. Eines der größten Krankenhäuser in Brandenburg, das Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum, hat eine eigene Hilfsaktion gestartet: Mehrere aus der Ukraine stammende Ärzte, die in der Klinik arbeiten, sammeln Medikamente und medizinisches Material für die Klinik in Dnipro, die die Heimatstadt der Ärzte ist. „Die medizinische Versorgung in der Ukraine ist normalerweise schon schwierig“, sagte Dmytro Zinchenko aus der Klinik für Intensivmedizin. „Man muss zum Beispiel Flexülen und Verbandsmaterialien mit ins Krankenhaus bringen.“

In Kriegszeiten fehle alles, in den Apotheken gebe es nichts mehr. „Als Krankenhaus sehen wir hier ganz klar unsere soziale, unsere humanitäre Verantwortung“, sagte Finanzdirektor Sebastian Scholl. „Unsere ukrainischen Mitarbeitenden haben direkte Kontakte zu den Behörden und Krankenhäusern vor Ort: So wissen wir, dass die Medikamente und medizinischen Materialien genau da ankommen, wo sie dringend gebraucht werden.“

Nächster Transport wird vorbereitet

Unterdessen erwägt das Medikamenten-Hilfswerk Action Medeor aus Tönisvorst in Nordrhein-Westfalen, in der westukrainischen Stadt Ternopil ein Lager einzurichten. Von dort aus sollen Krankenhäuser mit Medikamenten und Verbandsmitteln versorgt werden. Das berichtete der Sprecher der Hilfsorganisation, Dr. Markus Bremers, bei einem Online-Pressegespräch der KV Nordrhein (KVNo).

Action Medeor hat nach eigenen Angaben nach dem Hilferuf aus einer Klinik bereits in der vergangenen Woche einen der ersten medizinischen Hilfstransporte in die Ukraine auf den Weg gebracht, schon bald soll der nächste folgen. „Wir wissen nicht, wie lange das noch möglich ist, deshalb packen wir so viel auf die Lkw, wie es möglich ist“, sagte Bremers.

Für die medizinische Versorgung der Bevölkerung in der Ukraine werde alles gebraucht, was für die Wundversorgung notwendig ist, ebenso Schmerzmittel und Antibiotika sowie Medikamente für die Versorgung chronisch Kranker wie Diabetiker. Auch Schutzausrüstung sei ein Thema, erläuterte er. „Es wird die breite Palette für die Regelversorgung benötigt.“

Pharmaunternehmen spenden

Die Organisation erhält zurzeit viele Angebote von hilfsbereiten Menschen, auch von Pharmaunternehmen für Sachspenden. „Wir sind dazu übergegangen, Spenden von der pharmazeutischen Industrie nur noch palettenweise und sortenrein anzunehmen.“ Die Zusammenstellung von Paletten mit verschiedenen Arzneimitteln sei im Moment zu aufwendig.

Action Medeor stehe im engen Austausch mit Pharmazeuten in der Ukraine über Präparate und Darreichungsformen, sagte der Sprecher. Arzneimittelpackungen mit rein deutschen Beipackzetteln könnten nicht verschickt werden. „Obwohl Krieg ist, gibt es medikamentenrechtliche Dinge zu beachten“, betonte er.

Die Partner von Action Medeor in der Ukraine berichteten, dass täglich mehr Patienten die Krankenhäuser aufsuchen. „Die medizinische Versorgung der Bevölkerung vor Ort wird immer schwieriger.“ Die Organisation kooperiert mit anderen Hilfswerken. „Wir schauen, dass wir die Zeit so gut wie möglich nutzen, die uns zur Verfügung steht.“

KVNo für Versorgung über Gesundheitskarte

Die KVNo habe entschieden, spendenwillige Ärztinnen und Ärzte an Organisationen wie Action Medeor zu verweisen, die Erfahrung mit der Unterstützung und Versorgung vor Ort haben, sagte der KVNo-Vorsitzende Dr. Frank Bergmann. Gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung macht sich die KVNo dafür stark, für Geflüchtete aus der Ukraine bundesweit einheitlich die medizinische Versorgung über die elektronische Gesundheitskarte zu ermöglichen, berichtete Bergmann. Die KVNo werde zudem das Gespräch mit dem nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium darüber suchen, ob es besonderen medizinischen Versorgungsbedarf gibt, kündigte er an. Das betreffe zum Beispiel die Corona-Schutzimpfungen.

Von einer großen Hilfsbereitschaft berichtet auch die „Ukraine-Hilfe“ aus Lobetal bei Bernau. „Im Moment sind ab acht Uhr morgens Menschen bei uns, die Spenden annehmen, sortieren, verpacken und einlagern“, sagt Kunze. „Und erfreulich viele Menschen bringen Spenden bei uns vorbei.“ Im Unterschied zu anderen Hilfsprojekten ist die Ukraine-Hilfe momentan noch selbst in dem angegriffenen Land aktiv. Auch am Mittwoch fuhr wieder ein Lkw aus der Ukraine auf den Hof in Lobetal, um Spenden abzuholen und nach Lemberg (Lviv) zu bringen.

Dort sollten dann Partner aus den verschiedenen Städten des Landes die Hilfsgüter übernehmen. „Wir haben zuverlässige Partner im Land, die wir auch jetzt noch unterstützen“, können“, sagt Kunze. Dazu zählten etwa Krankenhäuser oder die Hilfsprojekte von Kirchengemeinden. (lass/iss)

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