Diabetes
Mehr Compliance bei Ärztinnen
BERLIN. Gender-Aspekte spielen in der medizinischen und pflegerischen Versorgung eine zunehmend größere Rolle. Die daraus erwachsenden Herausforderungen reichen nach Ansicht von Dr. Martina Kloepfer, der Organisatorin des Bundeskongress GenderGesundheit, von tief greifenden Änderungen in den Strukturen des Gesundheitswesens bis zu geschlechtsspezifischen Therapien.
Medizinischer Schwerpunkt der dritten Auflage des Kongresses am 21. und 22. Mai in Berlin sind aktuelle Forschungen zur geschlechtsunterschiedlichen Versorgung von Diabeteskranken.
So hätten Untersuchungen der Professorin Alexandra Kautzky-Willer von der Universitäts-Klinik in Wien ergeben, dass Männer Diabetesdiagnosen deutlich früher erführen als Frauen, denen die Diagnose oft erst nach der Menopause gestellt würden, betonen die Kongressveranstalter.
Frauen entwickelten viel häufiger eine Diabetes-Depression, ihr Insultrisiko liege höher als das der Männer.
Auch die Herangehensweise der behandelnden Ärzte unterscheidet sich demnach. Es gebe Hinweise darauf, dass Ärztinnen bei Diabetesbehandlungen größere Erfolge erzielten, weil sie ihre Patienten zu höherer Therapietreue anhielten. Kanadische Studien hätten ergeben, dass Ärztinnen die Werte ihrer Patienten öfter selbst überprüften.
Frauen sind öfter Geschädigte von Behandlungsfehlern. Darauf verweisen Zahlen der Medizinischen Dienste. Der Frage, warum mehr Fehler bei Frauen gemeldet und bestätigt werden, geht Dr. Ingeborg Singer vom MDK Bayernnach.
Eine wachsende Zahl von Ärztinnen erfordert neue Arbeitszeit- und Organisationsmodelle in Praxen und Krankenhäusern. Auch die Selbstverwaltung brauche ein weiblicheres Gesicht, regen die Kongressveranstalter an.
Die Gremien der Ärzte und der Pflege seien nach wie vor männlich dominiert, sagt Martina Kloepfer. "Ärztinnen müssen anfangen, politisch zu denken und sich mit der Politik zu vernetzen. Das ist nach wie vor ein blinder Fleck", sagte Kloepfer der "Ärzte Zeitung". (af)