Blitzumfrage
Mehrheit der Krankenhäuser sieht Leiharbeit äußerst kritisch
Leiharbeit ist für manche Ärzte und Pflegende zur attraktiven Alternative geworden. Bei Kliniken stößt das Modell auf große Vorbehalte, wie aus einer Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts hervorgeht.
Veröffentlicht:Berlin. Flexibel statt im festen Team arbeiten: Der wachsende Fachkräftebedarf in Medizin und Pflege hat auch den Markt der Leiharbeit gedeihen lassen – eine Mehrheit der Krankenhäuser positioniert sich nun aber klar gegen das Modell.
Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) unter 319 Krankenhäusern mit je mehr als 50 Betten sprechen sich 40 Prozent der Häuser für ein Verbot der Leiharbeit von Ärzten und Pflegekräften aus – jedes zweite Krankenhaus hält zumindest eine stärkere Regulierung der Leiharbeit für angezeigt.
Als Hauptgründe würden genannt, dass mit Leiharbeit nicht refinanzierte Mehrkosten, eine schlechtere Versorgungsqualität und teils eine mangelnde Zuverlässigkeit von Leiharbeitsagenturen einhergingen.
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Ohne Leiharbeitskräfte geht es vielerorts nicht
Laut DKI ist das Modell der Leiharbeit im Krankenhaus weit verbreitet. Nur in 17 Prozent der Häuser komme sie gar nicht oder sehr selten zum Tragen. Die meisten Häuser dagegen seien auf Leiharbeiter angewiesen. 93 Prozent der Krankenhäuser hätten 2022 ohne Leiharbeitskräfte die Patientenversorgung nicht (20 Prozent) oder nur mit Einschränkungen (73 Prozent) sicherstellen können.
Leiharbeit trage zwar dazu bei, Leistungs- und Erlösausfälle zu verhindern und gesetzliche Personalvorgaben einzuhalten, so das Institut weiter. Insgesamt überwögen aber negative Folgen des Modells.
Jeweils rund 80 Prozent der Krankenhäuser bemängeln laut Umfrage Qualitätseinbußen durch regelmäßig wechselnde oder aber schlechter qualifizierte Leiharbeitskräfte. Auch bringe Leiharbeit viel Einarbeitungsaufwand mit sich und sorge für Konflikte mit der Stammbelegschaft, weil Bezahlung und Arbeitszeiten unterschiedlich ausfielen.
„Deutlich teurer“ als festangestellte Mitarbeiter
Leiharbeitskräfte seien grundsätzlich „deutlich teurer“ als festangestellte, tarifvertraglich entlohnte Beschäftigte, so das DKI. Im Durchschnitt hätten die Personalkosten für Leiharbeitskräfte im vergangenen Jahr gut 90 Prozent höher gelegen als für vergleichbare festangestellte Mitarbeiter. Mehrkosten für Leiharbeit seien größtenteils nicht erstattungsfähig.
Das Gros der Krankenhäuser meldet denn auch rechtlichen Handlungsbedarf bei der Leiharbeit an – sei es in Form der Deckelung der Leiharbeitskosten oder mithilfe der Verpflichtung, dass auch Leiharbeitskräfte Spät-, Nacht- und Wochenenddiensten übernehmen. Auch sollten die bei der Leiharbeit anfallenden Mehrkosten von den Kostenträgern erstattet werden. (hom)