Impfverordnung

So ist das Corona-Impfen in den Arztpraxen geplant

Nicht nur Kassenärzte, sondern auch Privatärzte und Betriebsärzte sollen schon bald gegen SARS-CoV-2 impfen dürfen. Das sieht eine Änderung der Corona-Impfverordnung vor. Der Entwurf enthält auch Angaben zur Vergütung und Priorisierung.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Ein Mann erhält in einer Arztpraxis im brandenburgischen Senftenberg am Mittwoch eine Corona-Impfung mit dem Impstoff von AstraZeneca.

Ein Mann erhält in einer Arztpraxis im brandenburgischen Senftenberg am Mittwoch eine Corona-Impfung mit dem Impstoff von AstraZeneca. Erste Arztpraxen in Brandenburg haben mit Impfungen gegen das Coronavirus begonnen.

© Hannibal Hanschke/dpa

Berlin. Mit den aktuellen Änderungen der Coronavirus-Impfverordnung bereitet Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die „flächendeckende Einbeziehung von Arztpraxen“ vor. In dem Entwurf, der der „Ärzte Zeitung“ vorliegt, werden sowohl die Kassenärzte als auch die Privatpraxen und die Betriebsärzte adressiert.

Den Auftrag zu impfen erteilen die Länder. Ausweislich des Verordnungsentwurfs soll die Lieferung von Impfstoff an eine Praxis als Auftragserteilung genügen. Die Verordnung soll zum 8. März in Kraft treten. Zuletzt war die Impfverordnung am 24. Februar geändert worden.

Modellprojekte laufen in mehreren Bundesländern

Gesundheitsminister Jens Spahn hatte diesen „Rahmen der Beauftragung von Arztpraxen durch die Länder“ am Dienstag angekündigt. In mehreren Bundesländern laufen bereits Modellprojekte der KVen, in denen in Arztpraxen gegen Corona geimpft wird.

Am Mittwoch wurden in vier Pilotpraxen in Brandenburg die ersten Corona-Impfungen verabreicht. Die KV Brandenburg kündigte an, die Zahl der teilnehmenden Praxen zügig auf 50 zu erweitern. Bestehende Angebote wie die Impfzentren würden damit aber nicht ersetzt.

Lesen Sie auch

Vertreter der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hatten darauf hingewiesen, dass nur mit einem schnellen Einstieg der Vertragsarztpraxen das Versprechen der Bundeskanzlerin gehalten werden könne, allen Menschen in Deutschland bis zum 21. September ein Impfangebot zu machen.

Lesen sie auch

Öffnungsklausel für Praxisärzte

Die bisherige Priorisierung von vulnerablen Personengruppen und Menschen mit hohem beruflichen Expositionsrisiko soll auch mit der neuen Verordnung weitgehend aufrecht erhalten bleiben. Zusätzlich eingeführt werden aber Öffnungsklauseln. Die sollen „Einzelfallentscheidungen nach individueller ärztlicher Beurteilung aufgrund besonderer Umstände“ ermöglichen.

Die Leistungen der Ärzte in den Praxen sollen nach folgenden Sätzen vergütet werden:

  • Impfen: 20 Euro, per Hausbesuch plus 35 Euro, bei Heimbesuch mit mehreren Patienten plus 15 Euro je weiterer Person.
  • Beratung: 5 Euro für eine ausschließliche Beratung, auch telefonisch oder per Video, zur Impfung gegen SARS-CoV-2 ohne anschließende Impfung.
  • Atteste: 5 Euro pauschal plus 90 Cent für Porto.

SpiFa: Jeder Arzt wird impfen

Die vorgezogene Beteiligung der niedergelassenen Ärzte an der Impfkampagne findet ein positives Echo in der Ärzteschaft und in der Politik. Alle Fachärzte ständen für die Corona-Impfungen zur Verfügung, meldete der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa) am Mittwoch an.

„Jeder Arzt kann impfen, will impfen und wird auch impfen“, sagte SpiFa-Chef Dr. Dirk Heinrich. Wenn alle Praxen von Haus- und Fachärzten eine Impfsprechstunde einrichteten, könnten sie bei guter Organisation mindestens zehn Patienten am Tag impfen. „Dann ist das Thema im Sommer durch“, prognostizierte Heinrich.

Krauß: Länder sollen zügig starten

„Es ist überfällig, dass Hausärzte nun endlich in die Impfstrategie eingebunden werden“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion Christine Aschenberg-Dugnus. Kritik übte sie an den geplanten und bereits anlaufenden Modellprojekten mit nur wenigen Ärzten. Bund und Länder agierten an dieser Stelle zu zögerlich, sagte Aschenberg-Dugnus. Je schneller vorhandener Impfstoff verabreicht werde, desto schneller sei die Pandemie in den Griff zu bekommen.

Der CDU-Gesundheitspolitiker Alexander Krauß hat unterdessen die Länder aufgerufen, Hausarztpraxen zügig mit dem Impfen zu beauftragen. Mit der neuen Impfverordnung erhielten die Länder die Möglichkeit dazu. Zum Start böten sich dafür größere Hausarztpraxen in Kleinstädten ohne Impfzentrum an, schlug Krauß vor.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Mann mit Pflaster auf Oberarm gibt Daumen-hoch-Zeichen

© U_Photo / Shutterstock

Impflücken bei Chronikern

Senkung von Morbidität und Mortalität durch bessere Vorsorge

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 04.03.202110:12 Uhr

Geschätzte Redaktion,

genau so, wie auf dem Bild (H. Hanschke/dpa) Ihres Artikels von A. Fricke "So ist das Impfen in den Arztpraxen geplant", würde ich mich auch impfen lassen: Mit "Zangengriff" in den M. deltoideus des Impflings und schräge i.m. Injektion! ("der" gibt im übrigen eine Ablenkung vom unangenehmen Einstichpieks) - - - Und nicht freihändig und senkrecht mit der langen, dünnen Kanüle in Richtung Humerus-Knochenhaut wie mit einer Pieke.
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt, Rostock

Alexander Joppich antwortete am 04.03.202111:45 Uhr

Guten Tag Herr Dr. Grünwoldt,

ich verstehe nicht genau, was Sie meinen: Heute ist Standard in einem 90 Grad-Winkel, wie auf dem Bild zu sehen, eventuell mit einem leichten Hochdrücken des Gewebes (je nach Muskel/Hautbeschaffenheit des Patienten), zu impfen, um die Flüssigkeit präzise in den Muskel zu spritzen.

Sonderberichte zum Thema
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Schnelle Kommunikation, aber sicher: Das hilft Teams unterschiedlicher Einrichtungen bei der effizienten Zusammenarbeit.

© [M] Famedly

Neues Kooperationswerkzeug im Netz

Effiziente Kommunikation: Der schnelle Draht von Team zu Team

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025