Corona-Risiken
Montgomery rät von Parteitagen in diesem Jahr ab
Der Präsident des Weltärztebundes warnt vor weiter bestehenden Gefahren der Pandemie. Und er plädiert für eine Impfpflicht, wenn es einen sicheren Impfstoff gibt.
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Weltärztebund-Präsident Professor Frank Ulrich Montgomery (Archivbild) warnt vor den Risiken von Parteitagen mit Präsenz der Delegierten.
© Michaela Illian
Berlin. Wegen der nicht gebannten Corona-Gefahr dürfen aus Sicht des Vorsitzenden des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, in diesem Jahr keine Parteitage mehr abgehalten werden. Dies würde auch den CDU-Parteitag Anfang Dezember betreffen, auf dem der Vorsitz neu gewählt werden soll.
Montgomery sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag): „Wir müssen unbedingt weiter Abstand zueinander halten, die Hygieneregeln beachten, und Massenevents dürfen auf gar keinen Fall wieder zugelassen werden.“ Diese gelte „natürlich“ auch für Parteitage. „Die wären riskant und sollten in diesem Jahr abgesagt oder nur online abgehalten werden“, sagte er.
Auch eine Öffnung von Fußballstadien für Zuschauer, wie sie von einigen Ministerpräsidenten wieder erwogen wird, „wäre verheerend und könnte uns wieder weit zurückwerfen“, mahnte Montgomery.
„Wir sind noch lange nicht auf der sicheren Seite“
Montgomery sagte, die von den Gesundheitsämtern gemeldeten niedrigen Zahlen der Neuinfektionen könnten über das Ausmaß der Gefahr täuschen. „Das heißt nicht, dass nicht weiterhin viele Infektionen im Verborgenen stattfinden.“ Auch durch die Grenzöffnungen und den Tourismus komme wieder ein neues Risiko hinzu. „Wir sind noch lange nicht auf der sicheren Seite“, warnte Montgomery.
Montgomery bekräftigte zudem seine Forderung nach einer Corona-Impfpflicht. „Das Virus wird in der mobilen Welt jahrelang immer wieder nach Deutschland zurückgetragen werden. Massenimpfungen sind der einzige Weg, sich dagegen zu wehren. Wenn wir ein oder mehrere sichere und sicher wirksame Seren haben, dann wäre eine Impfpflicht richtig und wichtig.“ Montgomery verwies auf die Erfolge der Medizingeschichte. „Erst durch verpflichtende Impfungen wurden die Pocken ausgerottet und konnte die Kinderlähmung besiegt werden.“
Weiter warnte er vor einer voreiligen Öffnung von Kitas und Schulen. „Das Ansteckungsrisiko würde durch die völlige Öffnung aller Kitas und Schulen steigen“, sagte er. „Für maximalen Infektionsschutz müssten die Kinder noch daheimbleiben.“ Aus psychologischer und pädagogischer Sicht müssten sie hingegen rasch wieder betreut werden. (dpa)