Narkosemedikamente
Nachschubproblem vergrätzt Ärzte
BONN/BERLIN. Lieferschwierigkeiten bei einem Narkosemittel verärgern Ärzte und rufen die Behörden auf den Plan. Seit Monaten gibt es Nachschubprobleme bei Präparaten mit dem Wirkstoff Remifentanil. Er wird vor allem bei ambulanten Operationen und Kindern eingesetzt. Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sind die Probleme bekannt – am Donnerstag sind weitere Gespräche angeberaumt. "Ziel ist es, möglichst schnell die Versorgung aller Patienten sicherzustellen", sagte Sprecher Maik Pommer. Das Wirkstoff Remifentanil wird als Originalpräparat unter dem Produktnamen Ultiva vertrieben. Das Narkosemittel hat laut BfArM einen Marktanteil von 80 Prozent. Zwar seien auch rund ein Dutzend Generika auf dem Markt, diese könnten den Lieferengpass aber nicht auffangen. Laut Pommer wird der Wirkstoff zwar inzwischen wieder produziert, neue Ware werde ausgeliefert, "es kommt aber weiter zu Verzögerungen."
Remifentanil habe entscheidende Vorteile gegenüber anderen Narkosemitteln, sagte der Präsident des Berufsverbands Deutscher Anästhesisten, Professor Götz Geldner, der dpa. "Sie sind gut steuerbar beim An- und Abfluten". Der Patient könne schnell in tiefe Narkose versetzt werden und wache schnell wieder auf. Das sei vor allem bei ambulanten Operationen wichtig, nach denen die Patienten wieder nach Hause gehen müssten, aber auch bei Kindern. In Kliniken gebe es mehr Alternativen. Krankenhäuser würden wohl auch bevorzugt beliefert, weil sie in Einkaufsverbünden größere Mengen abnähmen.
Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) fordert, "dass in Deutschland eine Basisversorgung mit essenziellen Medikamenten sichergestellt ist". Laut Geldner fällt Remifentanil für ambulante OP-Zentren eindeutig in diese Kategorie. Von Kollegen in der Schweiz wisse er, dass es dort keine Probleme gebe – dort würden höhere Preise gezahlt. "Wir wundern uns."
Allem Ärger zum Trotz: "Patienten müssen sich keine Sorgen machen", sagte Geldner. Weder müssten Operationen abgesagt werden noch würden Patienten Schaden nehmen. Durch die Umstellung auf andere Narkosemittel müsse man aber Abläufe ändern, etwa die Nachbeobachtung nach dem Aufwachen verlängern.(dpa)