Nutri-Score

Nährwertlogo als Einkaufshilfe rückt näher

Der Nutri-Score findet sich bereits in den Geschäften, im Herbst soll nun die Verordnung dazu in Kraft treten.

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Der Tiefkühlkost-Anbieter bofrost hat den Nutri-Score bereits im März 2019 eingeführt. Bisher ist vorgesehen, dass die Anwendung des Nährwert-Logos freiwillig bleibt.

Der Tiefkühlkost-Anbieter bofrost hat den Nutri-Score bereits im März 2019 eingeführt. Bisher ist vorgesehen, dass die Anwendung des Nährwert-Logos freiwillig bleibt.

© bofrost / obs / dpa

Berlin. Die breite Einführung eines Nährwert-Logos als Hilfe für einen gesunden Lebensmitteleinkauf in Deutschland rückt näher. Das Bundeskabinett billigte im August in Berlin eine von Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) vorgelegte Verordnung zur Einführung des Nutri-Score für verpackte Lebensmittel. Wenn die EU bis September keine Einwände vorbringt, soll die Verordnung im Oktober Thema im Bundesrat sein und spätestens im November in Kraft treten.

Für die Bürger soll es dann eine Informationskampagne zu dem Logo geben. Einige Hersteller sind schon vorangegangen und verwenden es bereits auf ihren Produkten.

Nutri-Score bezieht neben dem Gehalt an Zucker, Fett und Salz auch empfehlenswerte Bestandteile wie Ballaststoffe und bestimmte Proteine in eine Gesamtbewertung ein und gibt dann einen einzigen Wert an – auf einer fünfstufigen Skala von „A“ auf dunkelgrünem Feld für die günstigste Bilanz über ein gelbes „C“ bis zum roten „E“ für die ungünstigste. Das zutreffende Feld wird hervorgehoben. Das Logo auf der Vorderseite der Packung soll die EU-weit verpflichtende Nährwerttabelle ergänzen.

Ziel sei eine „möglichst flächendeckende Nutzung“, teilte Klöckners Ministerium mit. Eine verpflichtende Einführung auf nationaler Ebene sei aber nach EU-Recht nicht möglich. Während der aktuell laufenden EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands wolle Klöckner die Entwicklung einer EU-weiten erweiterten Nährwertkennzeichnung vorantreiben. Die Ministerin hatte sich nach langem Streit im vergangenen Herbst auf Nutri-Score als Logo der Wahl festgelegt.

Klöckner: „Großes ernährungspolitisches Vorhaben“

„Es geht nicht um Verzicht, sondern um die bessere Alternative, um bewusste Entscheidungsmöglichkeiten, ohne langwierig Nährwerttabellen studieren zu müssen“, betonte Klöckner. Diese blieben erhalten, dazu komme aber auf der Vorderseite von Produkten eine „optisch klare Orientierungshilfe“. „Ich habe die klare Erwartung an die Unternehmen, dass sie die Kennzeichnung nutzen“, machte die Ministerin deutlich. Verbraucherschützer machen Druck für eine Verwendung auf möglichst breiter Front.

Die Einführung des Nutri-Score sei ein „großes ernährungspolitisches Vorhaben“, sagte Klöckner. Gerade, weil die Deutschen immer stärker zu fertig verarbeiteten Gerichten griffen, sei es wichtig, schnell zu sehen, wie die Zusammensetzung insgesamt bewertet werde. Dadurch werde es auch einen „Schub“ in der Ernährungswirtschaft geben, Produkte herzustellen, die besser abschnitten.

Große Lebensmittelkonzerne sind Vorreiter

Im Mai hatte die Verbraucherzentrale Hamburg bei einer Marktstudie im Handel gut 1000 Produkte mit dem Nutri-Score gefunden. Das ist allerdings nur ein Bruchteil der Artikel, die Supermärkte und Warenhäuser anbieten. Vorreiter sind etwa internationale Lebensmittelkonzerne wie Danone und Nestlé, die das Logo auch ohne die Verordnung bereits verwenden.

Kritik kommt weiterhin von der Verbraucherorganisation foodwatch: Es sei erfreulich, dass Unternehmen, die den Nutri-Score verwenden wollen, nun Rechtssicherheit haben, so foodwatch-Mitarbeiterin Luise Molling nach einer Mitteilung. „Auf freiwilliger Ebene wird die Kennzeichnung ihr Potenzial aber nicht entfalten können, da die Hersteller unausgewogener Produkte den Nutri-Score nicht nutzen werden“, glaubt Molling.

Um der Ausbreitung von Fettleibigkeit und den damit verbundenen Krankheiten wie Typ-2-Diabetes in den Griff zu bekommen, müsse Frau Klöckner effektive verbindliche Maßnahmen umsetzen. Neben einem europaweit verpflichtenden Nutri-Score brauche es vor allem eine gesetzliche Beschränkung des Kindermarketings für unausgewogene Lebensmittel. (dpa/ger)

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