Dr. Massud Peseschkian
Neuer Staatspräsident des Irans wirbt für Versöhnung des Landes mit dem Westen
Ein Herzchirurg ist neuer Staatspräsident des Irans: Dr. Massud Peseschkian. Seine Wahl gilt als politische Überraschung. Manchen gilt er als Reformer, für andere ist er nur der verlängerte Arm des Regimes.
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Dr. Massud Peseschkian
© Rouzbeh Fouladi/ZUMAPRESS.com/picture alliance
Teheran. Seit langem nennt ihn die Bevölkerung einfach „den Doktor“: Am 30. Juli ist der Herzchirurg Dr. Massud Peseschkian als neuer Präsident der Islamischen Republik Iran vereidigt worden. Der 69-jährige verwitwete Arzt hat drei Kinder, die er ab 1993 nach dem tödlichen Autounfall seiner Gattin allein erzogen hat. Er wurde in Täbris und Teheran ausgebildet. Mehrere Jahre hatte er danach die Universitätsklinik in Täbris geleitet.
Update vom 31. Juli: Die erste Fassung der Nachricht war leider fehlerhaft und einseitig. Wir haben die Meldung daher in weiten Teilen angepasst und ergänzt. Den Fehler bitten wir zu entschuldigen. Die Redaktion.
Anfang Juli wurde er im zweiten Wahlgang zum Staatspräsidenten gewählt, nachdem er im ersten Wahlgang fünf konservative Kandidaten hinter sich gelassen hatte. Sein Erfolg war für viele eine Überraschung.
Politisch ist Peseschkian relativ unerfahren, auch wenn er von 2001 bis 2005 Gesundheitsminister war. Peseschkian hat sich für eine Versöhnung des Irans mit dem Westen ausgesprochen. Der Iran solle dadurch aber nicht „antiöstlich“ werden. Im Iran stellt er sich als „die Stimme der Stimmlosen“ vor und verspricht Reformen und eine Modernisierung des Landes.
Reformer oder „systemergebener Reformer“?
Manchen gilt er deshalb als Reformer und weltoffen. Seine Wahl hat im Ausland jedenfalls Hoffnungen geweckt, obwohl die Macht der iranischen Präsidenten stark begrenzt ist. Darüber hinaus warnen Regimegegner vor übertriebenen Erwartungen, da er stark unter der Kontrolle der religiösen Führung bleiben werde.
Auch andere, wie das ipg-Journal der Friedrich-Ebert-Stiftung, bezeichnen ihn als „systemergebenen Reformer“. Peseschkians Kandidatur musste vom konservativen Wächterrat abgesegnet werden, was wohl nur mit Zustimmung des Obersten Führers Ali Chamenei geschehen ist.
Nach Angaben der US-Nichtregierungsorganisation „National Union for Democracy in Iran“ soll Peseschkian geäußert haben: „Wir werden keine neue Politik einführen, da die Politik des Obersten Führers klar ist.“ Und: „Ich glaube an den Obersten Führer. Ich liebe ihn.“
Rede vom „zionistischen Gebilde“
Und welche Rolle er im Nahost-Konflikt spielen wird, ist offen. In einem Brief an den Generalsekretär der libanesischen Hisbollah-Miliz, Hassan Nasrallah, soll Peseschkian der Organisation „die Unterstützung des Widerstands“ zugesichert haben. „Ich bin sicher, dass die Widerstandsbewegungen in der Region nicht zulassen werden, dass das zionistische Gebilde seine provokative und kriminelle Politik gegen das unterdrückte Volk Palästinas und andere Völker der Region fortsetzt“, zitiert ihn die iranische Nachrichtenagentur ISNA. Als „zionistisches Gebilde“ ist Israel gemeint.
Die neueste Krise zwischen Israel und der proiranischen Hisbollah wird denn auch zu Peseschkians erster Bewährungsprobe, da viele Länder ihn schon dringend gebeten haben, alles zu tun, eine Eskalation des Konfliktes zu vermeiden. (DDB/nös)