Sachsen

Notärzte beklagen Mängel bei Einsatzplanung

15 Leitende Notärzte legen vorläufig ihr Ehrenamt nieder. Sie sehen gravierende Versäumnisse beim Rettungszweckverband.

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CHEMNITZ. Wegen aus ihrer Sicht gravierenden Mängeln bei der Absicherung von Rettungseinsätzen bei sogenannten Großschäden haben alle 15 Leitenden Notärzte (LNA) im Raum Chemnitz-Stollberg ihr Ehrenamt niedergelegt.

Sie stehen damit bis mindestens Ende September nicht für Einsätze zur Verfügung. "Wir wollen damit auf eine untragbare Situation bei der Einsatzleitung aufmerksam machen", sagte Dr. Bodo Albrecht, Oberarzt in einer Chemnitzer Klinik für Anästhesiologie, der "Ärzte Zeitung". Albrecht ist seit zwölf Jahren als LNA in Chemnitz tätig und Sprecher aller 15 Ärzte mit dieser Zusatzqualifikation.

Es handle sich nicht um einen Streik, betont Albrecht, "sondern um ein Aussetzen der Ehrenamtstätigkeit". Zur Reaktion gezwungen werden soll damit der Rettungszweckverband Chemnitz/Erzgebirge (RZV), an dessen Spitze der Chemnitzer Finanzbürgermeister steht.

Prinzipiell verfüge der RZV über "ein hervorragendes LNA-System", sagt Albrecht, umso mehr Mängel gebe es bei den Organisationsleitern Rettungsdienst (OrgL), mit denen LNAs bei Großschäden zusammenwirken müssen. Es handelt sich dabei um Rettungssanitäter mit Zusatzqualifikation.

Da der Zweckverband es aber seit Jahren versäume, eine abgestimmte OrgL-Dienstplanung auf den Weg zu bringen, seien diese oft im Einsatz, zum Beispiel mit der Feuerwehr. "Nötig wäre aber, dass immer jemand einsatzbereit ist, und dafür wird vom Zweckverband keine Sorge getragen."

Albrecht: "Schwammige Gesetzeslage"

Ungeklärt sei zudem die Frage, wie Leitende Notärzte zum Einsatzort kommen. Im eigenen Auto haben sie keinen Versicherungsschutz, da keinen Blaulichtschein.

Und auch andere Möglichkeiten, wie den Transport durch ein Polizeiauto, seien in Chemnitz nicht gegeben, da auch dies in der Dienstordnung ausgespart wird.

"Bisher hatten wir Glück, dass es keine gravierenden Großereignisse gab und die Defizite nicht auffielen", sagt Albrecht. Manifest seien diese im September 2013 geworden - bei Krawallen in einem Asylbewerberheim mit 21 teils Schwerverletzten.

Der leitende Notarzt sei erst nach 90 Minuten zum Einsatzort gekommen, durch einen improvisierten Transport mit der Feuerwehr, berichtet Albrecht.

Und der Organisationsleiter konnte gar nicht erscheinen: Er war bei einem Löscheinsatz. Albrecht beklagt eine "schwammige Gesetzeslage" in Sachsen bei der Bewältigung von Großschäden sowie Ignoranz seitens des Rettungszweckverbandes. Dessen Leiter, Finanzbürgermeister Berthold Brehm, ist wegen Urlaubs derzeit nicht zu erreichen.

In der "Freien Presse" erklärte er jedoch kürzlich, dass er "kein Verständnis für diesen Streik habe". Am 14. August, nach seiner Rückkehr, werde es ein Gespräch mit den Notärzten geben. Sollte es dabei keine Ergebnisse geben "und unsere Vorschläge wie bisher ignoriert", so Albrecht, würden die 15 LNAs ihr Ehrenamt nicht mehr aufnehmen.

Deren Dienste müssten dann durch Nachbargemeinden oder nicht geschulte Notärzte aus Chemnitz übernommen werden. (tt)

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