Thüringen
Ohne Honorarstütze geht bei Fachärzten nichts
Hausärzte liegen im Vergleich der KV-Regionen an der Spitze. Fachärzte dagegen sind mit floatenden Restpunktwerten von 0,1 Cent konfrontiert. Das sorgt in der VV für Ärger.
Veröffentlicht:WEIMAR. In der jüngsten Vertreterversammlung in Thüringen ist eine heftige Diskussion um die unzureichende Vergütung von Fachärzten entbrannt.
"Die fachärztliche Versorgung ist offenbar nichts mehr wert", sagte Frauenärztin Sabine Malur. Hintergrund war der Honorarbericht der KBV zum zweiten Quartal 2013, der für mehrere Facharztgruppen in Thüringen unterdurchschnittliche Zahlen aufwies.
Dagegen weit über dem Durchschnitt, nämlich bundesweit an der Spitze, lagen die Thüringer Hausärzte mit 63.000 Euro Honorarumsatz im Quartal. Das waren fast 12.000 Euro mehr als der bundesweite Vergleichswert.
"Entscheidend ist jedoch ein anderer Wert", sagte KV-Vize Thomas Schröter. "Über alle Haus- und Fachärzte hinweg liegen wir beim Fallwert an dritter Stelle - von hinten."
Sechs Euro mehr pro Behandlungsfall
Je Behandlungsfall kassierten die Thüringer Ärzte demnach 54,69 Euro. Bundesweit waren es rund sechs Euro mehr.
"Bei den Fachgruppen, die unterdurchschnittlich lagen, haben wir außerdem in den Honorarverhandlungen für dieses Jahr nachgebessert. Das spiegelt sich aber noch nicht im KBV-Bericht wider", ergänzte KV-Hauptgeschäftsführer Sven Auerswald.
Für heftige Diskussionen bei den Fachärzten sorgte außerdem die Honorarverteilung in Thüringen. Im ersten Quartal 2014 musste der feste Vergütungsanteil von 66 Prozent der Leistungen bei mehreren Facharztgruppen auf die garantierten 100 Prozent gestützt werden.
Die KV war gezwungen, dazu 1,1 Millionen Euro aus den Rückstellungen der Fachärzte zu verwenden.
"Das ist ganz schön bitter", sagte Urologe Ralf Karras. Ganz zu schweigen von dem floatenden Vergütungsanteil, den restlichen 33 Prozent.
Hier garantiert die KV zwar mindestens 0,1 Cent Punktwert. Doch viel mehr wurde es oft gar nicht.
"Das ist ein Armutszeugnis"
Wie die KV vorrechnete, erbrachten die Fachärzte im ersten Quartal zwar Leistungen über 26 Millionen Euro, die über diesen floatenden Honoraranteil abgerechnet wurden. Doch ausgezahlt wurden nur 764.000 Euro. "Das ist ein Armutszeugnis", sagte Nuklearmediziner Michael Herzau.
Er hatte eine Mindestauszahlungsquote von 20 Prozent gefordert. Dies sei jedoch nicht finanzierbar, entgegnete die KV.
Hauptgeschäftsführer Sven Auerswald gab zu bedenken, dass dank der Bemühungen der KV etwa ein Drittel der fachärzlichen Leistungen aus der morbiditätsorientierten Gesamtvergütung (MGV) ausbudgetiert wurden.
Das heißt allerdings auch, dass über die MGV weniger Leistungen honoriert werden. Man müsse also für die Gesamtbetrachtung auch die Einzelleistungsvergütung einbeziehen. (rbü)