Konsequenz der Corona-Pandemie
Orthopäden fordern neue Honorarsystematik wegen COVID-19
Weniger Patienten, aber mehr Zeit zur Beratung des Einzelnen und ein erhöhter Aufwand für den Infektionsschutz – das Folgen der Corona-Pandemie in Praxen von Orthopäden und Unfallchirurgen.
Veröffentlicht:Berlin. Die Corona-Pandemie zeigt nach Auffassung des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) die Bedeutung der ambulanten Facharztschiene, die Kliniken – im Unterschied zu Frankreich und Italien – in kritischer Zeit entlastet hat. Auch bei der praktizierten Verschiebung elektiver Eingriffe sei die konservative Versorgung betroffener Patienten durch die niedergelassenen Fachärzte sichergestellt worden, sagten Dr. Johannes Flechtenmacher und Dr. Burkhard Lembeck bei der gemeinsamen Jahrespressekonferenz mit der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) am Donnerstag in Berlin.
Die Pandemie habe die Leistungs- und Kostenstruktur der Praxen tiefgreifend verändert: weniger Patienten, eine verminderte „Schlagzahl“, mehr Zeit für persönliche Beratung, aber auch ein erhöhter Arbeits- und Sachaufwand für Ärzte und ihre Mitarbeiter aus Gründen des Infektionsschutzes. Der deutlich erhöhte Zeitbedarf für den einzelnen Patienten müsse sich in der Honorierung niederschlagen.
Zustimmung für Krankenauszukunftsgesetz
Auf prinzipielle Zustimmung der DGOU stößt das von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) präsentierte Krankenhauszukunftsgesetz mit zusätzlichen Investitionen von drei Milliarden Euro. Wie die Bundesärztekammer sei die DGOU der Auffassung, dass tatsächlich eher fünf Milliarden Euro benötigt werden, um die Defizite, insbesondere in der IT-Infrastruktur der Kliniken, zu beheben, so DGOU-Generalsekretär Professor Dietmar Pennig. Es sei dringend nötig, Ärzte und Pflegepersonal durch eine moderne Digitalausstattung von stark gewachsenen Administrationsaufgaben zu entlasten. Wichtige Funktionen der Digitalisierung seien:
- Anbindung der Notärzte auf dem Rettungswagen an die Klinik-Notaufnahmen,
- digitale Verbindung bei der Notfallsprechstunde zwischen Praxen und Kliniken,
- erleichterter Zugang von Ärzten zu Patientendaten, so aus bildgebender Diagnostik und über Voroperationen,
- papierlose Abläufe und Dokumentation,
- telematische Fallkonferenzen und Zugriff auf elektronische Bibliotheken.
Dringend verbesserungsbedürftig sei der Übergang von schwer traumatisierten Patienten von der stationären Akut- in die Rehaversorgung. Nur 15 Prozent der Patienten, so DGOU-Vizepräsident Professor Michael Raschke werden lückenlos in die Reha übergeleitet. Rund 8500 Patienten werden teils über mehr als sechs Monate unzulänglich mit ambulanter Pflege betreut und fielen in ein „Reha-Loch“, kritisierte Raschke. (HL)