Pflegeversicherung
PKV hofft auf Schwenk zu mehr Kapitaldeckung
Assekuranz sieht die nächste Pflegereform als Chance, um dem lahmenden Geschäft mit Pflegezusatzpolicen neuen Schwung zu geben.
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Der von der PKV proklamierte „neue Generationenvertrag für die Pflege“ fußt auf Eigenvorsorge durch Kapitaldeckung.
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Köln. Die anstehende Pflegereform bietet nach Einschätzung der privaten Krankenversicherer (PKV) die Chance, einen Schritt in Richtung mehr Generationengerechtigkeit in der Sozialversicherung zu machen.
„Wir stehen an einer Weggabelung und müssen uns entscheiden, ob wir nicht aus der Spirale steigender Beitragssätze aussteigen und im kleinsten Sozialversicherungszweig umschwenken auf mehr Vorsorge“, sagte der Geschäftsführer Politik des PKV-Verbands Dr. Timm Genett. „Der finanzielle Beitrag ist hier am ehesten zu stemmen“, sagte er beim Auftakt zur digitalen Veranstaltungsreihe „Impulse für die nächste Pflegereform“.
Anteil des Umlageverfahrens zurückdrehen
Die Branche macht sich seit Langem dafür stark, in der Pflegeversicherung die auf dem Umlageverfahren basierenden Anteile zugunsten von mehr Kapitaldeckung zurückzufahren. Der Verband wirbt für einen „Neuen Generationenvertrag für die Pflege“.
Danach sollen bei älteren Versicherten Leistungsverbesserungen weiter über die soziale Pflegeversicherung und damit im Umlageverfahren finanziert werden. Bei den Jüngeren soll dagegen nach und nach die auf der Kapitaldeckung basierende Eigenvorsorge an Gewicht gewinnen.
Zurzeit gebe es eine implizite oder versteckte Verschuldung zu Lasten der jüngeren Generation, sagte Dr. Frank Wild, Leiter des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP). Im Umlageverfahren vertrauten die Jüngeren darauf, dass sie nicht nur einzahlen, sondern irgendwann auch Leistungen erhalten. Nach einer Berechnung des WIP summieren sich diese Leistungen für alle Menschen, die noch nicht pflegebedürftig sind, auf 435 Milliarden Euro.
Pflegezusatzpolicen sind bisher kein Boomgeschäft
„Diesen Betrag müsste man eigentlich zurücklegen“, betonte Wild. Das passiere nicht. Bei Wirtschaftswachstum, einer passenden demografischen Struktur und ausreichend Produktivität sei das auch im Umlageverfahren kein Problem. „Aber diese drei Pfeiler sind keineswegs garantiert.“
Zwar hat sich der Absatz von privaten Pflegezusatzpolicen in den vergangenen Jahren deutlich erhöht, aber lange nicht so stark, wie die PKV gehofft hatte. „Wir sind ganz sicher nicht zufrieden mit der Entwicklung in der Pflegezusatzversicherung“, räumte Genett ein. Ein Problem sieht er darin, dass sich die jüngeren Versicherten trotz vergleichsweise günstiger Prämien nicht um das Pflegerisiko kümmern. „Das größte Interesse haben wir im Kundenkreis der 55- bis 65-Jährigen.“
In der betrieblichen Pflegeversicherung sieht die Branche großes Potenzial. Ende 2019 hat es mit Care Flex Chemie den ersten Abschluss für eine branchenweite und arbeitgeberfinanzierte tarifliche Pflegezusatzversicherung gegeben. Vereinbart haben sie die Gewerkschaft IG BCE und der Arbeitgeberverband BAVG. Genett hofft, dass das Beispiel Schule macht.