Kommentar zum Zahnärzte-Nachwuchsmangel

PR-Gag Männerquote

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:

Auch das noch. Der Freie Verband Deutscher Zahnärzte, Landesverband Niedersachsen, fordert die Männerquote für die Erstsemester der Zahnmedizin.

Denn die Delegierten der letzten Landesversammlung haben festgestellt, dass offenbar die ersten Jahrgänge zum Studium antreten, die zu 100 Prozent aus jungen Frauen bestehen. Sie haben im Abitur besser abgeschnitten als ihre Mitschüler und dürfen nun bevorzugt in das ersehnte Zahnmedizinstudium starten.

Aber eine gute Abitur-Note macht noch keine gute Zahnärztin, argumentieren die Delegierten. Da haben sie selbstverständlich Recht. Aber das ist - auch für die Delegierten - nicht der Punkt.

Sie vermuten vielmehr, dass Frauen weniger Neigung haben, als selbstständige Ärztinnen Einzelpraxen zu führen und mehr Zeit in ihre Familien investieren wollen.

Sollten die Delegierten hier mit einem Naserümpfen auf die Wünsche der jungen Leute schauen? Und wenn schon! Man kann sich die Studienanfänger so oder so nicht backen, auch wenn die Delegierten es gerne wollten.

So bleibt der Forderung nach der Männerquote im Zahnmedizinstudium ein gut hörbarer PR-Gag zum Thema Zahnärztemangel. Als solcher darf er auch verstanden werden.

Lesen Sie dazu auch: Zahnmedizin: Männer verzweifelt gesucht

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Kommentare
Dr. Helmut Müller 15.07.201511:07 Uhr

PR-Gag oder nicht,

es ist offenbar in den Augen der Zahnärzte ein Problem und dies sollte man nicht klein reden. Man stelle sich nur vor, es wäre genau umgekehrt: 100% Männer im Zahnmedizin-Studium. Da wäre doch sofort der nachhaltige Ruf nach einer Frauenquote zu hören und alle - auch die Journalisten (!) würden beifällig nicken und keineswegs von einem "PR-Gag" schreiben, oder?

Dr. Detlef Bunk 14.07.201512:33 Uhr

So lustig ist das nicht, Herr Beneker: Verweiblichung psychotherapeutischer, medizinischer und pädagogischer Berufe

Befasst man sich mit der Gesundheitsberichterstattung NRW und kennt die jährlichen Landes-Gesundheitsberichte seit 2000 – leider stellt das Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW) und das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen (MGEPA NRW) nicht alle Berichte im Internet bereit und setzt die Berichtsreihe gemäß den Gesundheitsindikatoren wohl auch nicht fort – kann man einen rapide zunehmenden Frauenüberschuss bei PsychotherapeutInnen, MedizinerInnen und anderen Gesundheitsberufen feststellen. Das kann insbesondere bei psychischen Erkrankungen, wo die Geschlechtsvariable sowohl bei der Krankheitseinsicht als auch bei der Therapie eine bedeutende Rolle spielt, erheblich zur Verschlechterung der Männergesundheit führen.
Für Abhilfemaßnahmen, die zur ausgewogenen Geschlechterverteilung in sozialen Berufen beitragen, sind nicht nur Ausbildungseinrichtungen und Berufsverbände sondern auch die Krankenversicherungen und die Arbeitsstrukturpolitik aufgerufen.

Dr. phil. Detlef Bunk
Dipl. Psych., PP, KJP
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