Patientenombudsverein will unabhängig bleiben

Die Vereinsvorsitzende Heide Simonis trommelt in Schleswig-Holstein dafür, dass weitere Organisationen im Gesundheitswesen die Beratungsarbeit unterstützen.

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Vorsitzende Heide Simonis setzt mit dem Patientenombudsverein auf neutrale Beratung.

Vorsitzende Heide Simonis setzt mit dem Patientenombudsverein auf neutrale Beratung.

© Carsten Rehder / dpa

BAD SEGEBERG (di). Der Patientenombudsverein im Norden will seine Rolle als neutrale Instanz ausbauen. Der Bedarf an unabhängiger Beratung wächst vor allem zum Thema Pflegeversicherung.

Dies sagte die neue Vorsitzende des Vereins, Heide Simonis, nach 100 Tagen im Amt. Die frühere Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein sieht den Vorteil des Patientenombudsvereins gegenüber anderen Patientenberatungen in der fehlenden staatlich geregelten Zwangsfinanzierung.

Nur so sei eine unabhängige Beratung und professionelle Patienteninformation möglich. "Auch künftig sollen die Patientenombudsleute keinerlei Weisung der Mitgliedsinstitutionen oder des Vorstands unterliegen", stellte Simonis klar.

Die heterogene Mitgliederstruktur des Patientenombudsvereins - so sind etwa die Ärztekammer und andere ärztliche Organisationen, aber auch Krankenkassen unter den Mitgliedern - garantiere das Agieren der Ombudsleute als neutrale Instanz. Kehrseite: der Verein muss sich fortwährend um finanzielle Förderung bemühen.

Simonis will im persönlichen Gespräch weitere Einrichtungen im schleswig-holsteinischen Gesundheitswesen motivieren, Mitglied im Verein zu werden.

Mangelnde Kommunikation wird häufig bemängelt

Als grundlegendes Problem im Gesundheitswesen hat Simonis den "häufig komplizierten Patientendialog" ausgemacht. "Die Anfragenstatistik der Patientenombudsleute wird angeführt von Beschwerden über mangelnde Kommunikation und Unverständnis zwischen Patient und Leistungserbringer", sagte Simonis.

Um den Patienten für einen gleichberechtigten Dialog den Rücken zu stärken, will Simonis das Informationsangebot auf der Internetplattform "Medfindex", einem Online-Portal des Ombudsvereins mit Gesundheits-Glossar und Kontaktadressen von Selbsthilfegruppen, ausweiten.

Außerdem will sich der Patientenombudsverein verstärkt in der Öffentlichkeit präsentieren und Patienten ermutigen, sich mit ihren Problemen an ihn zu wenden. Als Herausforderung für die Arbeit der Patientenombudsleute sieht Simonis die veränderte Altersstruktur an.

Der Beratungsbedarf insbesondere zum Thema Pflegeversicherung steige mit zunehmendem Alter. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, stehe der Patientenombudsverein der Politik für Gespräche zur Verfügung.

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Kommentare
Dr. Jürgen Schmidt 17.02.201214:50 Uhr

Die richtige Wahl ?

Der seit mehr als zwei Jahrzehnten bestehende Ombudsverein Schleswig-Holstein, wurde durch einen mit knapper Mehrheit der Kammerversammlung der Ärztekammer gefassten Beschluss gegründet und wird mittlerweile von zahlreichen Verbänden getragen, die nicht alle unmittelbare Funktionen im Gesundheitswesen besitzen und somit ein breites Spektrum des gesundheits- und sozialpolitischen Raumes abbilden.

Die Funktion des Vereins besteht in der Bereitstellung der Finanzierung, der Wahl eines Vorstandes, der den Verein in der Öffentlichkeit präsentiert und der Wahl der Ombudsleute. Letztere sind die eigentlichen, selbständigen Träger der Aufgabe des Vereins, die sich nicht darauf konzentriert, den Rechtsweg für Patientenanliegen zu weisen, sondern zunächst ein Gesprächspartner für Patienten bei Konflikten mit dem Arzt zu sein und in Gesprächen zu klären, ob es sich dabei um ein justitiables oder eher kommunikatives Problem handelt.

Die von vielen der bislang tätigen Ombudsleute zum Vorteil beider Seiten gelöste Aufgabenstellung im Sinne einer Schlichtung v o r und zur Vermeidung rechtlicher Auseinandersetzungen hatte eine anfängliche Skepsis der Ärzteschaft in eine im Laufe der Jahre zunehmend zustimmende Haltung verwandelt.

Der Ombudsverein ist ein Beispiel für die segensreiche Tätigkeit erfahrener Ombudsleute und als Institution anderen Modellen vorzuziehen, die Patientenrechte auf gesetzlichem Wege zu stärken.

Der bisherige Vorsitzende Prof. Günter Jansen hatte sein Aufsichtsfunktion zurückhaltend und erfolgreich gelöst und man schaut verwundert auf die Motive des Vereins, eine gänzlich anders strukturierte Persönlichkeit in dieses Amt zu wählen

Die Ärzte werden sich nicht nur an die unglückliche Rolle der Frau Simonis bei einer anderen gemeinnützigen Organisation (Unesco) und ein gelegentliches Auftreten erinnern, das nicht immer an der Funktion, sondern eher der eigenen Person orientiert war, insbesondere aber an den 1997
– ohne vorherige Kontaktaufnahme mit der Ärztekammer SH - erfolgten Vorstoß der Landesregierung Simonis über den Bundesrat die Steigerungssätze der GOÄ zu kürzen. Im Erfolgsfall hätte diese Absicht die Existenz zahlreicher Praxen vernichtet.

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