Reha-Klinikkette schlägt Alarm
Personaluntergrenzen sind Brandbeschleuniger
Die geplanten Personaluntergrenzen in Herzchirurgie, Neurologie und den Stroke Units verschärfen die Personalnot auf den Stationen, warnt der Chef eines Klinikkonzerns. Die Folgen könnten tödlich sein.
Veröffentlicht:Berlin. Eine große deutsche Reha-Klinikkette hat vor möglicherweise tödlichen Folgen der Personaluntergrenzen in wichtigen Klinik-Abteilungen gewarnt.
Die Rechtsverordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht zum 1. Januar 2020 verpflichtende Untergrenzen auch für Herzchirurgie, Neurologie, neurologische Frührehabilitation und in Spezialstationen für Schlaganfall-Patienten („Stroke Unit“) vor.
„Neuaufnahmen werden schwieriger“
Angesichts des generellen Personalmangels im Pflegebereich sagte der Vorstandsvorsitzende des Klinikkonzerns Median mit 15.000 Beschäftigten, André M. Schmidt, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Samstag): „Der Mindestpersonalschlüssel der Krankenhausabteilungen wirkt wie ein Brandbeschleuniger: Im Überlebenskampf der Kliniken werden bei uns noch mehr Leute abgezogen.“
In der Konsequenz werde man Intensivstationen Patienten, etwa nach einem Schlaganfall, nicht mehr abnehmen können. „Die verstopfen dann dort die Betten mit der Folge, dass Neuaufnahmen schwieriger werden. Wir werden weniger Menschen ins Leben zurückbringen, und es wird zu Todesfällen kommen, weil die Intensivstationen überlaufen sind“, warnte Schmidt.
Wegen des Personalmangels könnten auch Reha-Kliniken die Vorgaben der Personalschlüssel immer weniger erfüllen. „Ich mache mir gerade Gedanken darüber, wie ich die Zahl meiner Beatmungsplätze in der Frührehabilitation herunterfahre“, sagte Schmidt.
Brysch warnt vor Panikmache
Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, warnte hingegen vor Panikmache. Ein Mindestmaß an Personal sei notwendig, damit Pflege und Medizin sicher gewährleistet werden könnten.
Der von Schmidt kritisierte Mindestpersonalschlüssel gelte nur für wenige, ausgewählte Intensiv-Abteilungen, die schwerstkranke Patienten versorgten.
An die Adresse Spahns gerichtet fügte Brysch jedoch hinzu: „Der Mangel an medizinisch-pflegerischem Personal wird so nicht beseitigt.“ Jetzt würden die vielen Gesetzte und Verordnungen des Gesundheitsministers auf das praktische Leben treffen.
„Jens Spahn muss erkennen, dass es im Gesundheitswesen Chancen und Risiken gibt. Für jemanden, der täglich nur Erfolge verkünden will, ist das schwer“, sagte Brysch. (dpa)