Reformbaustelle Heim
Pflege-Eigenanteile auf Rekordhöhe
Die Zuzahlungen für einen Pflegeheimplatz steigen weiter und liegen jetzt bei 2068 Euro im Monat. Aus Sicht der Ersatzkassen sind auch die Länder am Zug.
Veröffentlicht:Berlin. Mehr als vier Millionen Menschen in Deutschland beziehen Leistungen aus dem Topf der Pflegeversicherung. Das entspricht etwa der Einwohnerzahl von Sachsen oder Rheinland-Pfalz. Der Gesetzgeber hat zuletzt mehrere Reformen auf den Weg gebracht, um Leistungen für Bedürftige zu verbessern, den Kreis der Anspruchsberechtigten zu erweitern und die Zahl der Beschäftigten in der Altenpflege zu erhöhen. Eine Baustelle ist geblieben: die Belastung der rund 800.000 Pflegeheimbewohner aufgrund stark steigender Eigenanteile.
Laut Berechnungen des Verbands der Ersatzkassen (vdek) zahlt jeder Heimbewohner derzeit für pflegebedingte Aufwendungen, Investitionskosten sowie Unterkunft und Verpflegung im Bundesdurchschnitt monatlich 2068 Euro aus der eigenen Tasche – 128 Euro mehr als im Vorjahr.
Zehn Prozent der Pflegebedürftigen auf Sozialhilfe angewiesen
Der ehrenamtliche Vorsitzende des vdek, Uwe Klemens, schlägt deshalb Alarm: „Wenn bei den Eigenanteilen nichts geschieht, werden immer mehr Menschen auf Leistungen der Sozialhilfe angewiesen sein.“ Bereits heute betreffe das zehn Prozent aller Pflegebedürftigen. Die von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geplante Deckelung der Eigenanteile – ohne Investitionskosten sowie Unterkunft und Pflege – von 700 Euro für maximal 36 Monate gehe „in die richtige Richtung“, sagt Klemens. Die Länder müssten aber endlich die Investitionskosten für die Heime übernehmen, um auch hier für Entlastung der Pflegebedürftigen zu sorgen. Die von Spahn vorgeschlagenen 100 Euro reichten nicht aus – sie deckten nicht einmal ein Viertel der durchschnittlichen Investitionskosten von 458 Euro, betont Klemens.
Beim Fachkongress „Pflege 2021“ hat Spahn eine Reform in der Pflege noch in dieser Legislaturperiode angekündigt. Die SPD will mitziehen, fordert aber ein schlüssiges Finanzierungskonzept. „Ohne das wird es keine Reform geben“, betont SPD-Fraktionsvize Bärbel Bas.