Robotisch und digital
Pflegeausbildung integriert neue Technologie
Ein Webinar von Springer Pflege zeigt auf: Die Pflegeausbildung steht mehr denn je vor der Herausforderung, den Umgang mit Mensch und Technik gleichermaßen zu vermitteln.
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Nur ein Beispiel für Entlastung in der Pflege: Eine Mitarbeiterin vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) stellt den Assistenzroboter EDAN vor.
© picture alliance / Sven Hoppe / dpa
Berlin. Technik und Digitalisierung sind aus dem Alltag der Pflege in Krankenhäusern nicht mehr wegzudenken. Für die Krankenhäuser und Altenheime entsteht daraus die Verantwortung, diese Innovationen auch in der Pflegeausbildung zu implementieren. Darauf haben leitende Pflegeverantwortliche in Universitätskliniken beim Webinar von SpringerPflege „Future of Nursing? Digitalisierung in Beruf und Ausbildung“ hingewiesen.
Frühe Zusammenarbeit mit den Entwicklern technischer und digitaler Helfer empfahl die Pflegedirektorin des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresden Jana Luntz. Viele Anwendungen würden für, aber nicht mit der Pflege konzipiert, sagte Luntz, die auch Vorstandsmitglied des Verbandes der Pflegdirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätskliniken und Medizinischen Hochschulen Deutschlands ist.
Fremdeln mit der Robotik
In Dresden sei ein solches Innovationsmanagement implementiert worden. Der so entstehende Wissenstransfer müsse in die Ausbildung transferiert werden. Hebe- und Tragetechnik erschließe sich noch weitgehend von selbst. Bei der Robotik beständen nach wie vor Unsicherheiten, die die Innovation durchaus aushebeln könnten.
Die technischen Trends, die in Dresden verfolgt werden klingen vielversprechend. So gebe es zum Beispiel einen Austausch mit den AOKen über eine Plattform, um Reha-Anträge einfacher untereinander auszutauschen. Das Programm habe wenige Schnittstellen und erspare viele Telefonate, so Luntz. Während an vergleichbaren Lösungen auch für das Entlassmanagement gefeilt wird, sind robotische Anwendungen oft noch Zukunftsmusik.
In Dresden arbeitet man mit Entwicklern an Formen von Mensch-Technik-Interaktion. So gebe es Pläne, Physiotherapie auf Entfernung möglich zu machen, berichtete Luntz. Dafür würde der Patient bei Übungen smarte Textilien tragen, die dem Therapeuten Signale übermittelten, ob der Patient die Übungen richtig ausführe. Um Textilien geht es auch in einem weiteren Projekt. Entwickelt werden soll dabei Kleidung, die Pflegekräfte ähnlich wie ein Exoskelett beim Tragen und Heben unterstützt.
Digitalisierung mit Achtsamkeit
Einen starken Akzent auf die Aus- und Weiterbildung legte Michael Kiens, Vorstand für Krankenpflege, Patientenservice und Personalangelegenheiten am Universitätsklinikum Schleswig Holstein und Geschäftsführer der UKSH-Akademie mit rund 800 Ausbildungsplätzen und einer eigenen Weiterbildungsstätte.
„Forschung und Lehre können Mehrwert für die Lernenden generieren und gleichzeitig ein Plus an Patientenschutz schaffen“, sagte Kiens. Einer Digitalisierung um der Digitalisierung willen erteilte er eine Absage. Man müsse achtsam sein, weil Digitalisierung leicht auch mit einer Entfremdung vom Pflegealltag einhergehen könne.
Digitalkompetenz allen vermitteln
Kiens warnte davor, die Digitalisierung in Lehre und Ausbildung nur als Ersatz für das Analoge zu sehen: „Die Digitalisierung erfordert neues Denken. Alte Abläufe und Verhaltensmuster müssen neu interpretiert werden, um das volle Potenzial digitaler Technologien ausschöpfen zu können. Dies erfordert nicht nur die Schaffung der technischen Grundlagen, sondern auch angepasste institutionelle Strukturen und die Entwicklung neuer Kompetenzen bei allen Beteiligten“, sagte Kiens.
Dass die Generalistik der Digitalisierung in besonderem Maße Vorschub leisten werde, wollte Kiens nicht bestätigen. Auch die alten Ausbildungsgänge hätten sich der Digitalisierung stellen müssen. Neue digitale Techniken und Verfahren seien allen Pflegeauszubildenden zu vermitteln. (af)