Pflegekongress in Hamburg
Pflegekammern schon in zwei Jahren Wirklichkeit?
Bei der Pflege ist nur eines sicher: Sie wird deutlich teurer werden. Eine erste Bilanz des Hamburger Pflegekongresses.
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Pflege in Deutschland braucht Anerkennung der Gesellschaft.
© Catherine Yeulet/ Getty Images
HAMBURG. Pflege braucht mehr Wertschätzung, aber auch mehr Mittel: darüber waren sich die Teilnehmer des elften in Kooperation mit Springer Medizin veranstalteten Gesundheitspflege-Kongresses auch mit Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks einig.
Noch nicht ganz entschieden ist dagegen für einige Teilnehmer und auch für die SPD-Politikerin die Frage der Kammergründung.
Auf der einen Seite gibt es entschiedene Befürworter wie Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerates (DPR).
Störfeuer kommt weiterhin von einigen Arbeitgeberverbänden und von der Gewerkschaft verdi. Westerfellhaus vermutet dahinter massive Eigeninteressen und die Sorge, dass Pflegekräfte künftig seltener in die Gewerkschaft eintreten könnten.
Prüfer-Storcks will höheren Beitragssatz
Der Deutsche Pflegerat ist aber zuversichtlich, dass der jahrelange Kampf um die Gründung von Pflegekammern in Kürze von Erfolg gekrönt sein wird.
Frank Vilsmeier, Landesvorsitzender in Schleswig-Holstein, erwartet Kammergründungen im Jahr 2015 in seinem Bundesland, aber auch in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Hamburg.
In der Hansestadt wurde kürzlich Informationsmaterial für eine Befragung zur Kammergründung verschickt. Prüfer-Storcks misst der Abstimmung hohe Bedeutung bei: "Es ist mir ein großes Anliegen, dass Betroffene ihr Votum abgeben."
Erneut plädierte Prüfer-Storcks für eine Anhebung des Beitragssatzes in der Pflegeversicherung um 0,5 Prozentpunkte, um die in den Koalitionsverhandlungen besprochenen Verbesserungen für die Pflege zu erreichen.
Rekrutierungsproblem für Arbeitgeber
Als eines der größten Probleme in der Pflege wurde in Hamburg die Personalausstattung genannt. Laut einer von Professor Holger Buxel aus Münster vorgestellten Umfrage sehen auch die Pflegekräfte darin eines der größten Defizite. Zugleich sind die Pflegenden aber sehr wohnort- und arbeitgebertreu.
Weniger als 30 Prozent der Befragten denkt trotz der genannten Probleme über einen Wohnort- oder Arbeitgeberwechsel nach.
60 Prozent von ihnen würde sich wieder beim gleichen Arbeitgeber bewerben, 52 Prozent identifizieren sich mit dem Krankenhaus, in dem sie arbeiten, und 43 Prozent würde den eigenen Arbeitgeber auch Bekannten empfehlen.
Buxel führt die Treue zum Arbeitgeber aber auch auf die oft fehlenden Alternativen im Umkreis zurück. Für die Arbeitgeber bedeutet dies im Umkehrschluss ein Rekrutierungsproblem, da es kaum arbeitslose Fachkräfte gibt.
Buxel leitete daraus die Empfehlung für Arbeitgeber ab, den eigenen Pflegekräften mit viel Wertschätzung zu begegnen und mehr Wert auf die Ausbildung zu legen.
Die Zentralisierung der Ausbildung hält er in diesem Zusammenhang für einen Fehler.