Gesundheit vs. Imageproblem
Pharmaindustrie drängt in die Versorgung
Wissenschaftler, Politiker und Industrievertreter fordern eine stärkere Rolle der Pharmaindustrie in der Versorgung. Wie die aussehen soll, bleibt aber unklar.
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Nicht nur als Mixturenmixer und Pillendreher - so sieht sich die Pharmaindustrie.
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BERLIN. Seit vielen Jahren wirbt der Berliner Gesundheitsökonom Professor Dirk Henke dafür, in der Gesundheitswirtschaft mehr zu sehen als nur einen Kostenfaktor für die gesetzliche Krankenversicherung.
So auch bei der öffentlichen Mitgliederversammlung des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen (vfa). "Wir sparen am falschen Platz, wenn wir nur auf die Kosten schauen, statt auf die Effekte der Gesundheit auf die Produktivität", sagte Henke.
Die Pharmaindustrie könne und tue mehr als für ihre Produkte einen Preis zu verlangen, knüpfte der vfa-Vorsitzende, Dr. Hagen Pfundner, daran an.
Die Wertschöpfung, die die forschenden Arzneimittelhersteller generierten, leiste einen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung des Standorts Deutschland. Die Produkte lieferten zusätzlich eine Gesundheitsdividende. Das komme den Patienten zugute.
Skepsis wegen des Innovationstempos
Von der Politik wünsche er sich, dass sie neue Kooperationsformen zwischen Ärzten, Kassen, Wissenschaft und Industrie fördere, anstatt sie automatisch kritisch zu hinterfragen.
Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) verneinte, dass es dafür administrative Hindernisse gebe. Die Pharmaindustrie kämpfe vielmehr, was ihre Teilnahme an Versorgungsmodellen angehe, mit einem Imageproblem.
Ärzte sorgten sich um ihre Verordnungsfreiheit, wenn einzelne Arzneimittelhersteller in integrierten Versorgungsprojekten mitwirkten.
Der Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) verwies auf Verständnisprobleme zwischen Kassen und Anbietern. Bei den Kostenträgern komme man mit dem Innovationstempo in der Pharmaindustrie und der Medizintechnik nicht mehr mit. Daher rühre die Skepsis gegenüber der Industrie in der Versorgung. ( af)