Krebsprävention
Plädoyer für rauchfreies Eltern-Kind-Taxi
Das Deutsche Krebsforschungszentrum richtet einen Appell an Berlin, ein Rauchverbot im Auto durchzusetzen – zumindest, wenn Minderjährige befördert werden.
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Für Kinder ist es nicht nur eine Geruchsbelästigung, wenn Eltern im Auto rauchen.
© zabavna / stock.adobe.com
München/Berlin. Ein breites Bündnis von 37 Organisationen, Verbänden und Institutionen fordert ein Rauchverbot in Autos bei Anwesenheit von Kindern oder Schwangeren. Bundesregierung und Bundestag sind aufgefordert, durch eine Änderung des Bundesnichtraucherschutzgesetzes oder der Straßenverkehrsordnung ein gesetzliches Rauchverbot in geschlossenen Fahrzeugen bei Anwesenheit von Minderjährigen sowie Schwangeren zu normieren. Zur Durchsetzung des Verbotes sollten Verstöße mit einem wirksamen Bußgeld geahndet werden.
Den Verbändeappell „Gesundheitsschutz geht vor – Für ein Rauchverbot in Autos bei Anwesenheit von Minderjährigen oder Schwangeren“ haben neben der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) auch die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) unterzeichnet. Gerade in geschlossenen Räumen seien Minderjährige und auch ungeborene Kinder dem Passivrauchen verstärkt ausgesetzt. Kinder und Jugendliche seien dabei besonders betroffen, da sie unter anderem eine höhere Atemfrequenz aufweisen und sich die Lungen bis zum 20. Lebensjahr noch entwickeln. Die Passivrauchbelastung für Minderjährige sei in Fahrzeugkabinen besonders hoch: Bereits das Rauchen einer einzigen Zigarette verursache innerhalb weniger Minuten eine Konzentration von Tabakrauch, die um ein Vielfaches höher ist als in einer stark verrauchten Gaststätte.
Rund eine Million Kinder betroffen
Rund eine Million Kinder und Jugendliche in Deutschland seien Schätzungen zufolge Tabakrauch im Auto ausgesetzt. Eine Expertise des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages von Oktober 2015 kommt zu dem Ergebnis, dass ein Rauchverbot in Fahrzeugen mit dem Grundgesetz vereinbar ist.
„Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche aus Familien in schwierigen Lebenssituationen. Gerade sie sollten besonders vor Gesundheitsschäden durch Passivrauchen geschützt werden“ sagt Dr. Frank Lehmann, Sprecher des Ressorts Prävention und Gesundheitsförderung der DGSMP.
„Durch ein Rauchverbot in Kraftfahrzeugen könnte ein wichtiger und effektiver Beitrag zum Schutz von Minderjährigen sowie des ungeborenen Lebens geschaffen werden. In vielen europäischen Ländern, beispielsweise in Frankreich, Finnland, Großbritannien, Italien und Österreich, ist der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Tabakrauch in Fahrzeugen bereits gesetzlich geregelt“, heißt es im Verbände-Appell. Und: Studien hätten einen positiven Effekt eines Rauchverbotes in Autos auf das Rauchverhalten bewiesen.