Kommentar zu Griechenland
Primärversorgung retten!
Im griechischen Gesundheitssystem fehlt es an allen Ecken und Enden: Stellen bleiben unbesetzt, Arzneimittel sind knapp, sogar Verbandsmaterial fehlt. Vor allem jedoch mangelt es an Kassenärzten.
Mediziner sind zwar zu Genüge im Land - doch sind sie vornehmlich privatärztlich oder in staatlichen Kliniken tätig. Griechenland hat es versäumt, ein funktionierendes Vertragsarztsystem aufzubauen: Rund 73 Vertragsärzte kommen hier auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: Deutschland zählt 177.
Im Gesundheitsministerium werden nun die - schon ausgelaufenen - Verträge zwischen Ärzten und staatlichem Gesundheitsträger EOPYY verhandelt. Ob und wann aber eine Einigung gefunden wird, ist fraglich.
Kassenärzte adé? Für das bereits angeschlagene Gesundheitssystem wäre das der Todesstoß - nicht nur, weil noch mehr Patienten in den ohnehin überfüllten Wartesälen der Kliniken anzutreffen wären.
Eine Reform kostet - das wohl größte Problem im hoch verschuldeten Land. Die Ausgaben für das öffentliche Gesundheitssystem sind seit 2009 um rund 50 Prozent geschrumpft.
Die Politik sollte sich daher Gedanken über Mischformen einer staatlichen Absicherung mit Eigenbeteiligung machen: Patienten zahlen eine Gebühr von zehn Euro, die Behandlung wird von EOPYY getragen? Vom Vertragsarztkonzept verabschieden sollte sich die Regierung aber auf keinen Fall, wenn sie die Primärversorgung retten will.
Lesen Sie dazu auch: Kassenärzte beenden Teil-Ausstand