Engpassliste
Propofol: BfArM will nicht von Lieferausfall sprechen
In der Engpassliste des BfArM taucht das wichtige Narkosemittel Propofol derzeit nicht auf. Trotzdem schlagen Klinikapotheker Alarm. Anbieter und Behörde hingegen sehen keinen Grund, zu dramatisieren.
Veröffentlicht:Berlin. Geht den Kliniken der Propofol-Nachschub aus? Die Tageszeitung „Die Welt“ zitierte in einem Bericht am Freitag den Vorsitzenden des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker Rudolf Bernhard, wonach die Versorgungslage bereits „wirklich sehr dramatisch ist“. Von den beiden großen Anbietern des wichtigen Narkosemittels – B. Braun und Fresenius – soll vor allem das nordhessische Familienunternehmen momentan nicht lieferfähig sein.
B. Braun bestätigte, dass für „einzelne Varianten“ seines Propofol®-Lipuro eine „beschränkte Lieferfähigkeit“ bestehe. Aktuell werde „kontinuierlich produziert“. Allerdings seien die Bestellungen höher als die produzierte Menge, „wodurch nicht alle Bedarfe vollumfänglich gedeckt werden können“. Man arbeite „mit höchster Priorität daran, eine kontinuierliche Versorgung sicherzustellen“, so B. Braun weiter. Mehr wolle und werde man zu der Angelegenheit momentan nicht sagen.
Fresenius teilte auf Nachfrage mit, es habe in der Vergangenheit „lediglich temporäre Verzögerungen“ bei der Auslieferung von Propofol gegeben. Deswegen sei es aber „zu keiner von uns verursachten Knappheit“ gekommen. Aktuell rechne man bei einer Produktversion (Propofol 2%, 50 ml) mit „einer kurzfristigen Einschränkung der vollen Lieferfähigkeit“. Die Versorgung der Kunden sei jedoch gewährleistet, da Fresenius verschiedene Darreichungsformen anbiete und die Kunden „bei Bedarf auf andere Produktausführungen ausweichen können“.
BfArM reagiert auf „partiell eingeschränkte Verfügbarkeit“
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft berichtete, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) habe das Thema Propofol-Knappheit „an uns herangetragen und um weitere Informationen gebeten“. Man habe deshalb „Rückmeldungen gesammelt, die jedoch keine absolute Datenlage darstellen“.
DKG-Sprecher Joachim Odenbach sagte, man wisse weder, ob sich Lieferausfälle flächendeckend oder lediglich regional bemerkbar machten, noch kenne man die genauen Gründe für den Engpass. Propofol werde „insbesondere wegen des günstigen Nebenwirkungsprofils und der günstigen Pharmakokinetik als alternativlos angesehen“, so die DKG weiter. Das Narkosemittel sei „heute im Klinikbetrieb nicht mehr zu ersetzen“. Für bestimmte Anwendungen, etwa die Einleitung der Narkose, würden „alle Krankenhäuser Propofol verwenden“.
Am späten Freitagnachmittag teilte das barm mit, erste Informationen zu möglichen Propofol-Ausfällen am 11. Oktober erhalten zu haben. Die daraufhin eingeleitete Sachverhaltsermittlung bei Pharmafirmen, Fachkreisen, Verbänden und Aufsichtsbehörden habe ergeben, dass „von einer partiell eingeschränkten Verfügbarkeit und einigen kurzfristigen Lieferverzögerungen auszugehen war, wobei es zu keinem Zeitpunkt zu einem Lieferabriss gekommen ist“. Die vom BfArM befragten Unternehmen prognostizierten für November eine Entspannung der Lage.
Zudem weist die Behörde darauf hin, dass einige kleinere Anbieter ihre Produktionskapazitäten hochgefahren hätten und „ebenfalls die Lieferfähigkeit bestätigten“.