Studie mit KiGGS-Daten
Psychische Probleme in der Kindheit – ein Päckchen auch im Erwachsenenalter
Wissenschaftler belegen anhand von Langzeitdaten, wie stark eine angeschlagene psychische Gesundheit in der Kindheit viele Betroffene auch als Erwachsene prägt.
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Ob Ängstlichkeit, Schüchternheit, Niedergeschlagenheit oder aber motorische Unruhe – psychische Auffälligkeiten in der Kindheit schreiben sich in anderen Formen oft bis in das Erwachsenenalter fort.
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Berlin. Psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendliche beeinträchtigen auch im jungen Erwachsenenalter deren Chancen auf ein gesundes und sozial erfolgreiches Leben.
Das zeigt eine Arbeitsgruppe um Dr. Robert Schlack von der Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring beim Robert Koch-Institut (Journal of Health Monitoring 6(4):3-20. DOI 10.25646/8862). Die Untersuchung belege somit die „Notwendigkeit früher Prävention und Intervention bei Vorliegen psychischer Auffälligkeiten in Kindheit und Jugend“, betonen die Autoren.
Die Wissenschaftler griffen auf Kohortendaten der Studie zu Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (KiGGS) zurück. Sie verbanden dabei Daten der KiGGS-Basiserhebung aus den Jahren 2003 bis 2006 mit der zweiten Befragungswelle der Studie aus den Jahren 2014 bis 2017 und konnten so Längsschnitt-Daten über einen Zeitraum von elf Jahren auswerten. Auf diese Weise wurden Daten von 3546 Teilnehmern analysiert, die zum Befragungszeitpunkt 21 bis 31 Jahre alt waren.
Ängstlichkeit, Schüchternheit, Niedergeschlagenheit
Danach beeinflussen internalisierende psychische Auffälligkeiten – wie etwa Ängstlichkeit, Schüchternheit oder Niedergeschlagenheit – die Entwicklung der jungen Erwachsenen in anderer Form als externalisierende Auffälligkeiten wie motorische Unruhe, Aufmerksamkeitsprobleme oder aggressives und dissoziales Verhalten.
In beiden Fällen aber weisen die betroffenen Kinder und Jugendliche im jungen Erwachsenenalter überdurchschnittlich häufig eine schlechtere psychische Gesundheit auf und berichten über eine geringere Lebenszufriedenheit als ihre Altersgenossen.
Höheres Risiko für riskanten Alkoholkonsum
Internalisierende Auffälligkeiten in Kindheit und Jugend schlagen sich den KiGGS-Daten zu Folge nicht in einem niedrigeren Bildungsstatus nieder. Auch beim Alkohol- und Tabakkonsum ist für diese Gruppe kein erhöhtes Risiko nachweisbar. Auffällig ist hingegen, dass die jungen Erwachsenen seltener als ihre Altergenossen in einer festen Partnerschaft leben und durchschnittlich später sexuell aktiv werden.
Bei externalisierenden psychischen Auffälligkeiten bestätigen sich in der KiGGS-Studie die Ergebnisse früherer auch internationaler Untersuchungen. Für diese Gruppe junger Erwachsener wurde auch in der Kohortenstudie ein höheres Risiko für Depressivität und Angstsymptome ermittelt. Gleiches gilt für ADHS oder für Suchtstörungen.
Basierend auf Daten der BELLA-Studie (BEfragung zum seeLischen WohLbefinden und VerhAlten), einem Vertiefungsmodul der KiGGS-Studie, konnte gezeigt werden, dass das Risiko für diese Gruppe, im Erwachsenenalter einen riskanten Alkoholkonsum zu entwickeln, um das 1,6-fache höher als bei Altersgenossen ohne Verhaltensauffälligkeiten.